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Freitag, 27. Januar 2023
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Tamara Berglas, Sozialarbeiterin, Natalia Samburska,Verein «Good friends for Ukraine», Julia Peters, Präsidentin und Gründerin des Vereins, Mitgründer Vyacheslav Manvelyan und Natalia Lechbinskaya von «Seep.ch» informierten über die Integrationsprobleme. Bild: sti
Nach neun Monaten Krieg in der Heimat stossen Geflüchtete, Freiwillige und Behörden an Grenzen. Der Verein «Good Friends for Ukraine» informierte in Rümlang über die Hürden der Integration.
Rümlang. Wenn man wüsste, wie lange ein Krieg dauert, könnte man sich darauf einstellen und die Zukunft planen. Ungewissheit ist ein grosses Thema für Flüchtlinge, gerade wenn sie aus einem Land kommen, in das eine Rückkehr für viele realistisch und gewünscht ist. Mit offenen Armen wurden zu Beginn des Ukrainekrieges die Geflüchteten in der Schweiz aufgenommen, erhielten unkompliziert den Sonderstatus S, dürfen also zum Beispiel arbeiten. Oft fanden sie Unterschlupf bei Privaten. Doch nach neun Monaten ist die Geduld auf beiden Seiten strapaziert.
Wer länger im Gastland bleibt als nur ein paar Wochen oder Monate, braucht viele Ressourcen: Wohnung, Arbeit, Bildung, Gesundheitsversorgung. Die Ukrainerinnen und Ukrainer waren zu Hause oft in qualifizierten bis hochqualifizierten Berufen tätig. Hier sind die Abschlüsse nicht anerkannt. Dazu kommt die Sprach- und Kulturbarriere. All das sind Hürden, über die der Verein «Good Friends for Ukraine» in den Räumen der Boda Borg in Rümlang am Donnerstag letzter Woche als Zwischenbilanz zur Integration der Flüchtlinge und zur eigenen Arbeit informierte.
Der von Julia Peters, gebürtige Ukrainerin aus Winkel, und Vyacheslav Manvelyan, der ursprünglich aus Georgien stammt, gegründete Verein «Good Friends for Ukraine» springt ein, wo er nur kann, hat sich stetig weiterentwickelt und ein tragfähiges Unterstützungsnetz aufgebaut. Die Mitglieder, zum Teil selber Ukraine-Flüchtlinge mit Status S, organisieren Kleiderbörsen, Jobbörsen, Leistungstauschbörsen, stehen mit Rat und Tat beiseite, vermitteln Kontakte, übersetzen und vieles mehr.
Bei der Stellenvermittlung erhalten sie zudem professionelle Unterstützung. Weiterhin bieten Private Unterkünfte an und viel Hilfe kommt auch von den Gemeinden. Julia Peters kann durch ihre Arbeit als Herausgeberin der Zeitschrift «in Zurich» für Expats auf wertvolle Kontakte zurückgreifen. Besonderen Wert legt sie auf die Medienarbeit.
Längst ist der Verein nicht mehr nur im Kanton Zürich tätig, sondern auch in anderen Regionen der Schweiz. Zudem reisen deren Vertreterinnen und Vertreter regelmässig in die Ukraine. «Es ist für uns wichtig, zu sehen, was dort gerade passiert», so Peters. Und trotz all dem: «Die Unterstützungsarbeit wird immer schwieriger für die Vereine. Ein Ende des Krieges ist nicht absehbar. Seit dessen Beginn sind bereits mehr als 60 000 Personen aus der Ukraine in die Schweiz geflüchtet, und die Tendenz ist steigend.»
«Viele Ukrainer möchten sich integrieren, arbeiten, finanziell unabhängig werden und soziale Kontakte knüpfen.» Es sei für sie jedoch nach wie vor sehr schwierig, die hiesigen Rechte, Pflichten und Gesetze zu verstehen. Einige kehrten daher verfrüht in die Heimat zurück oder verlören die Motivation sich zu bemühen, erklärte die Vereinspräsidentin. Schwierig zu verstehen ist laut Peters das föderalistische Schweizer System. «Jede Gemeinde hat andere Vorgaben. Die unterschiedlichen Lebensbedingungen für die Geflüchteten sind nicht verständlich.» Sie reichten von der Massenunterkunft für Asylbewerber bis zur eigenen Wohnung.
Eine besondere Knacknuss für viele, die hier arbeiten wollen, ist der finanzielle «Rückschritt», der entsteht, wenn sich jemand von der Sozialhilfe löst. Oft habe man zunächst weniger zur Verfügung, aber zusätzlichen Stress, vor allem, wenn Kinder zu betreuen sind. «Das tötet die Motivation.» Arbeitgeber würden sich zudem oft nicht mit dem Status S auskennen, der Verein kämpfe gegen Ausbeutung der Arbeitswilligen und auch die Behörden seien zum Teil überfordert, zählte Julia Peters weitere Schwierigkeiten auf.
Anschaulich von ihren Sorgen von der Flucht bis zur Suche nach Arbeit und den Problemen mit der Kinderbetreuung erzählte Natalia Samburska vom Verein «Good Friends for Ukraine», die in Pfungen sehr gut aufgenommen wurde, wie sie betonte. Die Suche nach Arbeit ist für die gut ausgebildete, inzwischen sehr gut Deutsch sprechende Mutter dennoch schwierig.
Diese Eindrücke bestätigten auch Vyacheslav Manvelyan und die für den Verein «Seep.ch» tätige, aus politischen Gründen aus Russland geflohene Rechtsanwältin Natalia Lechbinskaya, welche die Flüchtlinge in rechtlichen Fragen berät. Auch sie sieht eine Ressourcenmüdigkeit und eine Unruhe, ausgelöst durch die verschiedenen Gesetze, die nicht verstanden werden. «Für alle gleiche Regeln und für alle der gleiche Zugang zu den Ressourcen», wünscht sie sich von den Behörden. Sehr gut funktioniert habe die Gesundheitsversorgung und die Einschulung der Kinder.
Tamara Berglas, bis vor kurzem Sozialarbeiterin in Pfungen, schilderte die Situation schliesslich aus Sicht der Gemeinden. «Die Erwartungen waren von beiden Seiten hoch», sagte sie. Man sei überrollt worden und auf die Situation nicht genügend vorbereitet gewesen. Auch Berglas wünscht sich «einheitlichere Regeln und gleiche Behandlung».
Bei allen Problemen: Die Anwesenden bedankten sich für die schnelle und unkomplizierte Aufnahme, die Hilfe und Geduld in dieser schwierigen Zeit. Im Anschluss an die Information blieb den unterschiedlichen Anwesenden noch Zeit für vertiefte Gespräche.
Bettina Sticher
Tamara Berglas, Sozialarbeiterin, Natalia Samburska,Verein «Good friends for Ukraine», Julia Peters, Präsidentin und Gründerin des Vereins, Mitgründer Vyacheslav Manvelyan und Natalia Lechbinskaya von «Seep.ch» informierten über die Integrationsprobleme. Bild: sti
Nach neun Monaten Krieg in der Heimat stossen Geflüchtete, Freiwillige und Behörden an Grenzen. Der Verein «Good Friends for Ukraine» informierte in Rümlang über die Hürden der Integration.
Rümlang. Wenn man wüsste, wie lange ein Krieg dauert, könnte man sich darauf einstellen und die Zukunft planen. Ungewissheit ist ein grosses Thema für Flüchtlinge, gerade wenn sie aus einem Land kommen, in das eine Rückkehr für viele realistisch und gewünscht ist. Mit offenen Armen wurden zu Beginn des Ukrainekrieges die Geflüchteten in der Schweiz aufgenommen, erhielten unkompliziert den Sonderstatus S, dürfen also zum Beispiel arbeiten. Oft fanden sie Unterschlupf bei Privaten. Doch nach neun Monaten ist die Geduld auf beiden Seiten strapaziert.
Wer länger im Gastland bleibt als nur ein paar Wochen oder Monate, braucht viele Ressourcen: Wohnung, Arbeit, Bildung, Gesundheitsversorgung. Die Ukrainerinnen und Ukrainer waren zu Hause oft in qualifizierten bis hochqualifizierten Berufen tätig. Hier sind die Abschlüsse nicht anerkannt. Dazu kommt die Sprach- und Kulturbarriere. All das sind Hürden, über die der Verein «Good Friends for Ukraine» in den Räumen der Boda Borg in Rümlang am Donnerstag letzter Woche als Zwischenbilanz zur Integration der Flüchtlinge und zur eigenen Arbeit informierte.
Der von Julia Peters, gebürtige Ukrainerin aus Winkel, und Vyacheslav Manvelyan, der ursprünglich aus Georgien stammt, gegründete Verein «Good Friends for Ukraine» springt ein, wo er nur kann, hat sich stetig weiterentwickelt und ein tragfähiges Unterstützungsnetz aufgebaut. Die Mitglieder, zum Teil selber Ukraine-Flüchtlinge mit Status S, organisieren Kleiderbörsen, Jobbörsen, Leistungstauschbörsen, stehen mit Rat und Tat beiseite, vermitteln Kontakte, übersetzen und vieles mehr.
Bei der Stellenvermittlung erhalten sie zudem professionelle Unterstützung. Weiterhin bieten Private Unterkünfte an und viel Hilfe kommt auch von den Gemeinden. Julia Peters kann durch ihre Arbeit als Herausgeberin der Zeitschrift «in Zurich» für Expats auf wertvolle Kontakte zurückgreifen. Besonderen Wert legt sie auf die Medienarbeit.
Längst ist der Verein nicht mehr nur im Kanton Zürich tätig, sondern auch in anderen Regionen der Schweiz. Zudem reisen deren Vertreterinnen und Vertreter regelmässig in die Ukraine. «Es ist für uns wichtig, zu sehen, was dort gerade passiert», so Peters. Und trotz all dem: «Die Unterstützungsarbeit wird immer schwieriger für die Vereine. Ein Ende des Krieges ist nicht absehbar. Seit dessen Beginn sind bereits mehr als 60 000 Personen aus der Ukraine in die Schweiz geflüchtet, und die Tendenz ist steigend.»
«Viele Ukrainer möchten sich integrieren, arbeiten, finanziell unabhängig werden und soziale Kontakte knüpfen.» Es sei für sie jedoch nach wie vor sehr schwierig, die hiesigen Rechte, Pflichten und Gesetze zu verstehen. Einige kehrten daher verfrüht in die Heimat zurück oder verlören die Motivation sich zu bemühen, erklärte die Vereinspräsidentin. Schwierig zu verstehen ist laut Peters das föderalistische Schweizer System. «Jede Gemeinde hat andere Vorgaben. Die unterschiedlichen Lebensbedingungen für die Geflüchteten sind nicht verständlich.» Sie reichten von der Massenunterkunft für Asylbewerber bis zur eigenen Wohnung.
Eine besondere Knacknuss für viele, die hier arbeiten wollen, ist der finanzielle «Rückschritt», der entsteht, wenn sich jemand von der Sozialhilfe löst. Oft habe man zunächst weniger zur Verfügung, aber zusätzlichen Stress, vor allem, wenn Kinder zu betreuen sind. «Das tötet die Motivation.» Arbeitgeber würden sich zudem oft nicht mit dem Status S auskennen, der Verein kämpfe gegen Ausbeutung der Arbeitswilligen und auch die Behörden seien zum Teil überfordert, zählte Julia Peters weitere Schwierigkeiten auf.
Anschaulich von ihren Sorgen von der Flucht bis zur Suche nach Arbeit und den Problemen mit der Kinderbetreuung erzählte Natalia Samburska vom Verein «Good Friends for Ukraine», die in Pfungen sehr gut aufgenommen wurde, wie sie betonte. Die Suche nach Arbeit ist für die gut ausgebildete, inzwischen sehr gut Deutsch sprechende Mutter dennoch schwierig.
Diese Eindrücke bestätigten auch Vyacheslav Manvelyan und die für den Verein «Seep.ch» tätige, aus politischen Gründen aus Russland geflohene Rechtsanwältin Natalia Lechbinskaya, welche die Flüchtlinge in rechtlichen Fragen berät. Auch sie sieht eine Ressourcenmüdigkeit und eine Unruhe, ausgelöst durch die verschiedenen Gesetze, die nicht verstanden werden. «Für alle gleiche Regeln und für alle der gleiche Zugang zu den Ressourcen», wünscht sie sich von den Behörden. Sehr gut funktioniert habe die Gesundheitsversorgung und die Einschulung der Kinder.
Tamara Berglas, bis vor kurzem Sozialarbeiterin in Pfungen, schilderte die Situation schliesslich aus Sicht der Gemeinden. «Die Erwartungen waren von beiden Seiten hoch», sagte sie. Man sei überrollt worden und auf die Situation nicht genügend vorbereitet gewesen. Auch Berglas wünscht sich «einheitlichere Regeln und gleiche Behandlung».
Bei allen Problemen: Die Anwesenden bedankten sich für die schnelle und unkomplizierte Aufnahme, die Hilfe und Geduld in dieser schwierigen Zeit. Im Anschluss an die Information blieb den unterschiedlichen Anwesenden noch Zeit für vertiefte Gespräche.
Bettina Sticher
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