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Mittwoch, 29. Juni 2022
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Der Bericht «Sicherheit» der Militärakademie der ETH Zürich ist jedes Jahr ein interessanter Gradmesser der Befindlichkeit der Schweizerinnen und Schweizer. Durch eine repräsentative Befragung wird die Ansicht der Bevölkerung zu bestimmten... weiterlesen
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Wofür wir unseren Eltern am dankbarsten sind, fragen wir uns neulich in der Freundinnen-Runde an einem lauen Sommerabend. Für meine grosse Schwester, sage ich. Ich habe keine Ahnung, wie man ohne eine ältere Schwester glücklich sein kann im.. weiterlesen
Wie Menschen und Tiere haben auch Pflanzen eine innere Uhr. Als Taktgeber steuert sie die wichtigsten Entwicklungsprozesse und sorgt dabei auch dafür, dass Pflanzen pünktlich ihre Blüten öffnen und schliessen. weiterlesen
Den Sparbatzen im Kasten: Kassier Michael Coppola, Beisitzer André Zing, Vereinspräsident und Brauerei-Inhaber Hugo Gutknecht (von links). Bilder: Martina Kleinsorg
Zum geselligen Sparen in die Brauerei: Der Einlegerverein Rümlanger Brauwerkstatt hat zum Ziel, den Sparsinn zu fördern und die Kameradschaft bei Bier zu pflegen. Trotz Einschränkungen während Corona wurde eine alte Tradition erfolgreich neu belebt.
RÜMLANG. Die Idee ist simpel: Ein Jahr lang wird eingezahlt, nach zwölf Monaten gibt es das Geld zurück – gefeiert wird dies beim gemeinsamen Jahresessen. «Als junger Mann war ich Mitglied in drei Einlegervereinen», sagt Hugo Gutknecht, Inhaber der Rümlanger Brauwerkstatt. Um nicht den ganzen Wochenlohn zu vertrinken, hätten die Büezer dereinst einen Teil im Kässeli deponiert, erklärt er die Ursprünge des Vereinssparens. Laut Wikipedia reichen diese nach Norddeutschland bis ins Jahr 1847 zurück. «Ich kenne es noch, dass man sich nach Feierabend beim Bier zum Dorfschwatz traf, in fast jedem Restaurant hing früher ein Sparkasten.»
Heute sei diese Tradition in der Region fast ausgestorben. Gutknecht wollte sie wiederbeleben, schliesslich erkannte er als Gastronom darin auch ein Instrument zur Kundenbindung. Beim wöchentlichen Brauer-Apéro am Donnerstag- und Freitagabend habe er bei seinen Gästen nachgefragt – und enormes Echo erhalten.
Zwölf Gleichgesinnte fanden sich am 22. Februar 2020 zur Gründungsversammlung des «Einlegerverein Rümlanger Brauwerkstatt» im Untergeschoss der Ifangstrasse 91 ein, die Statuten wurden abgesegnet, der Vorstand gewählt und die ersten Einzahlungen in die persönlichen Einlagefächer vollzogen.
Beim Googeln zum Thema stolpere man über wilde Geschichten, so soll einer mal mit den Spareinlagen von 40 000 Franken durchgebrannt sein. «So etwas ist bei uns nicht möglich, die Statuten garantieren eine doppelte und dreifache Sicherung», gibt Vereinspräsident Gutknecht Entwarnung. Der Schrank besitze zweierlei Schlösser, je ein Schlüssel liege bei ihm als Gastgeber, der andere beim Kassier Michael Coppola. Auch würde die Entnahme zu zweit erfolgen und im Kassenbuch analog und digital protokolliert. «Nicht zuletzt haben wir einen scharfen Revisor, der alles einmal jährlich überprüft», bestätigt Coppola.
30 Franken Mindesteinlage sind per halben Kalendermonat bis jeweils zum Freitag 20 Uhr einzuzahlen, oft verabrede man sich dabei auf ein Glas Bier. Über die beiden Coronajahre seien die Mitglieder des Einlegervereins seine treuesten Gäste gewesen. «Aber auch an jenen, die nicht kommen», haben wir Freude», scherzt Gutknecht. Denn wer die Einzahlung versäume, müsse eine Busse von 20 Franken an die Vereinskasse abtreten. Ausgenommen sei, wer vorab einen Hinweis auf Abwesenheit in seinem Fach hinterlasse. «Aber man darf auch ein anderes Mitglied mit der Einzahlung beauftragen.»
Rund 1500 Franken bringt Coppola zweimal monatlich zur Bank, der durchschnittliche Sparbetrag pro Mitglied ist mit 75 Franken mehr als doppelt so hoch wie gefordert. «Bei der Ausschüttung an der GV im Dezember war ich Sparkönig mit rund 4200 eingezahlten Franken und musste eine Runde ausgeben», berichtet der Kassier. Auch ein Bussenkönig wurde gekürt, 180 Franken habe diesen das neunmalige Fehlen gekostet. Gutknecht befürchtete bereits den Austritt, doch nahm es das Mitglied mit Humor. «Von mir bekommt ihr keine Busse dieses Jahr», klang es voll motiviert. «Kurz vor Corona war es natürlich der dümmste Moment, einen Verein zu gründen, bei dem die Geselligkeit im Zentrum steht», sagt Gutknecht. Während des ersten Lockdowns habe es alle zwei Wochen ein Zoom-Meeting gegeben. «Jeder sagte, was er einzahlen möchte, ich habe das Geld vor der Kamera in die Fächer eingeworfen und bekam es im Anschluss getwintet.»
Wofür wird das gesparte Geld verwendet? «Ich erfülle mir davon einen spontanen Wunsch, den ich mir sonst nicht leisten würde», bekennt Gutknecht. Einige Mitglieder würden für die Ferien sparen. «Ich habe zwei Flugtickets für Brasilien davon bezahlt», bestätigt Beisitzer André Zingg. «Würde ich nicht jedes Mal mindestens 50 bis 100 Franken einwerfen, hätte ich das Geld sicher für Dümmeres ausgegeben», ist er überzeugt.
Auf 96 ist die Zahl der Mitglieder begrenzt, so viele Fächer hat der Einlegekasten. Der erste, schlicht metallfarbene hängt ausrangiert im Eck. Der aktuelle, strahlend blau, sei praktikabler in der Handhabung. Gutknecht hat ihn gebraucht über Ebay in Deutschland erstanden. Mühsam sei die Suche nach dem Schweizer Modell, dem 1965 patentierten Cagnomatic. «Ich habe Inserate aufgegeben und durch Tipps von Kollegen Restaurants von Waadt bis Jura abtelefoniert, vergebens.» Nun habe er eine Quelle aufgetan für ein neues Exemplar direkt vom Hersteller. Das habe seinen Preis, rund 700 Franken – «ein Traktandum für die nächste GV».
90 Franken pro Kopf stehen für das Jahresessen zur Verfügung. Dank Bussen 40 mehr als der Jahresbeitrag. «Das gibt ein schönes Fest», freut sich Gastgeber Gutknecht. Er staune, wie viel Freude die Mitglieder am «geselligen Zwangssparen» haben, das doch «ein Relikt aus der Steinzeit» sei. «Ich bin vor drei Jahren zugezogen und habe durch den Verein nun zahlreiche soziale Kontakte», erklärt André Zingg seine Motivation. Die Berufe und Hobbys der Mitglieder seien breit gestreut, so gingen die Themen nie aus. Gemeinsam würde nun organisiert, was Gutknecht vorher allein stemmen musste, so etwa das Konzert der Band Gigi Moto im Juli oder der Stand am Dorffest.
Auf 20 Mitglieder aus Rümlang und Umgebung, darunter sechs Frauen, sei der Verein trotz erschwerter Bedingungen gewachsen, nur fünf seien abgesprungen. Das Potenzial für die doppelte Grösse sieht Gutknecht in den nächsten zwei Jahren, die Neuaufnahme erfolge über Empfehlung im Götti-System. «Wer Interesse über die Website bekundet, wird von mir persönlich bei einem kostenlosen Bier freundlich unter die Lupe genommen.»
Weitere Informationen gibt es unter www.hammerbier.ch/einlegerverein
Den Sparbatzen im Kasten: Kassier Michael Coppola, Beisitzer André Zing, Vereinspräsident und Brauerei-Inhaber Hugo Gutknecht (von links). Bilder: Martina Kleinsorg
Zum geselligen Sparen in die Brauerei: Der Einlegerverein Rümlanger Brauwerkstatt hat zum Ziel, den Sparsinn zu fördern und die Kameradschaft bei Bier zu pflegen. Trotz Einschränkungen während Corona wurde eine alte Tradition erfolgreich neu belebt.
RÜMLANG. Die Idee ist simpel: Ein Jahr lang wird eingezahlt, nach zwölf Monaten gibt es das Geld zurück – gefeiert wird dies beim gemeinsamen Jahresessen. «Als junger Mann war ich Mitglied in drei Einlegervereinen», sagt Hugo Gutknecht, Inhaber der Rümlanger Brauwerkstatt. Um nicht den ganzen Wochenlohn zu vertrinken, hätten die Büezer dereinst einen Teil im Kässeli deponiert, erklärt er die Ursprünge des Vereinssparens. Laut Wikipedia reichen diese nach Norddeutschland bis ins Jahr 1847 zurück. «Ich kenne es noch, dass man sich nach Feierabend beim Bier zum Dorfschwatz traf, in fast jedem Restaurant hing früher ein Sparkasten.»
Heute sei diese Tradition in der Region fast ausgestorben. Gutknecht wollte sie wiederbeleben, schliesslich erkannte er als Gastronom darin auch ein Instrument zur Kundenbindung. Beim wöchentlichen Brauer-Apéro am Donnerstag- und Freitagabend habe er bei seinen Gästen nachgefragt – und enormes Echo erhalten.
Zwölf Gleichgesinnte fanden sich am 22. Februar 2020 zur Gründungsversammlung des «Einlegerverein Rümlanger Brauwerkstatt» im Untergeschoss der Ifangstrasse 91 ein, die Statuten wurden abgesegnet, der Vorstand gewählt und die ersten Einzahlungen in die persönlichen Einlagefächer vollzogen.
Beim Googeln zum Thema stolpere man über wilde Geschichten, so soll einer mal mit den Spareinlagen von 40 000 Franken durchgebrannt sein. «So etwas ist bei uns nicht möglich, die Statuten garantieren eine doppelte und dreifache Sicherung», gibt Vereinspräsident Gutknecht Entwarnung. Der Schrank besitze zweierlei Schlösser, je ein Schlüssel liege bei ihm als Gastgeber, der andere beim Kassier Michael Coppola. Auch würde die Entnahme zu zweit erfolgen und im Kassenbuch analog und digital protokolliert. «Nicht zuletzt haben wir einen scharfen Revisor, der alles einmal jährlich überprüft», bestätigt Coppola.
30 Franken Mindesteinlage sind per halben Kalendermonat bis jeweils zum Freitag 20 Uhr einzuzahlen, oft verabrede man sich dabei auf ein Glas Bier. Über die beiden Coronajahre seien die Mitglieder des Einlegervereins seine treuesten Gäste gewesen. «Aber auch an jenen, die nicht kommen», haben wir Freude», scherzt Gutknecht. Denn wer die Einzahlung versäume, müsse eine Busse von 20 Franken an die Vereinskasse abtreten. Ausgenommen sei, wer vorab einen Hinweis auf Abwesenheit in seinem Fach hinterlasse. «Aber man darf auch ein anderes Mitglied mit der Einzahlung beauftragen.»
Rund 1500 Franken bringt Coppola zweimal monatlich zur Bank, der durchschnittliche Sparbetrag pro Mitglied ist mit 75 Franken mehr als doppelt so hoch wie gefordert. «Bei der Ausschüttung an der GV im Dezember war ich Sparkönig mit rund 4200 eingezahlten Franken und musste eine Runde ausgeben», berichtet der Kassier. Auch ein Bussenkönig wurde gekürt, 180 Franken habe diesen das neunmalige Fehlen gekostet. Gutknecht befürchtete bereits den Austritt, doch nahm es das Mitglied mit Humor. «Von mir bekommt ihr keine Busse dieses Jahr», klang es voll motiviert. «Kurz vor Corona war es natürlich der dümmste Moment, einen Verein zu gründen, bei dem die Geselligkeit im Zentrum steht», sagt Gutknecht. Während des ersten Lockdowns habe es alle zwei Wochen ein Zoom-Meeting gegeben. «Jeder sagte, was er einzahlen möchte, ich habe das Geld vor der Kamera in die Fächer eingeworfen und bekam es im Anschluss getwintet.»
Wofür wird das gesparte Geld verwendet? «Ich erfülle mir davon einen spontanen Wunsch, den ich mir sonst nicht leisten würde», bekennt Gutknecht. Einige Mitglieder würden für die Ferien sparen. «Ich habe zwei Flugtickets für Brasilien davon bezahlt», bestätigt Beisitzer André Zingg. «Würde ich nicht jedes Mal mindestens 50 bis 100 Franken einwerfen, hätte ich das Geld sicher für Dümmeres ausgegeben», ist er überzeugt.
Auf 96 ist die Zahl der Mitglieder begrenzt, so viele Fächer hat der Einlegekasten. Der erste, schlicht metallfarbene hängt ausrangiert im Eck. Der aktuelle, strahlend blau, sei praktikabler in der Handhabung. Gutknecht hat ihn gebraucht über Ebay in Deutschland erstanden. Mühsam sei die Suche nach dem Schweizer Modell, dem 1965 patentierten Cagnomatic. «Ich habe Inserate aufgegeben und durch Tipps von Kollegen Restaurants von Waadt bis Jura abtelefoniert, vergebens.» Nun habe er eine Quelle aufgetan für ein neues Exemplar direkt vom Hersteller. Das habe seinen Preis, rund 700 Franken – «ein Traktandum für die nächste GV».
90 Franken pro Kopf stehen für das Jahresessen zur Verfügung. Dank Bussen 40 mehr als der Jahresbeitrag. «Das gibt ein schönes Fest», freut sich Gastgeber Gutknecht. Er staune, wie viel Freude die Mitglieder am «geselligen Zwangssparen» haben, das doch «ein Relikt aus der Steinzeit» sei. «Ich bin vor drei Jahren zugezogen und habe durch den Verein nun zahlreiche soziale Kontakte», erklärt André Zingg seine Motivation. Die Berufe und Hobbys der Mitglieder seien breit gestreut, so gingen die Themen nie aus. Gemeinsam würde nun organisiert, was Gutknecht vorher allein stemmen musste, so etwa das Konzert der Band Gigi Moto im Juli oder der Stand am Dorffest.
Auf 20 Mitglieder aus Rümlang und Umgebung, darunter sechs Frauen, sei der Verein trotz erschwerter Bedingungen gewachsen, nur fünf seien abgesprungen. Das Potenzial für die doppelte Grösse sieht Gutknecht in den nächsten zwei Jahren, die Neuaufnahme erfolge über Empfehlung im Götti-System. «Wer Interesse über die Website bekundet, wird von mir persönlich bei einem kostenlosen Bier freundlich unter die Lupe genommen.»
Weitere Informationen gibt es unter www.hammerbier.ch/einlegerverein
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