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Donnerstag, 28. Januar 2021
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Als Leiter der Sternwarte Bülach freut sich Felix Schäpper wieder Besucher begrüssen zu können. Foto: Martina Kleinsorg
Angefangen hat es mit Apollo – seither begleitet die Astronomie Felix Schäpper durchs Leben. Der Leiter der Bülacher Sternwarte über die Herausforderungen zu Corona-Zeiten, die Besonderheiten der Besucherterrasse und warum der betreibende Verein keine Nachwuchssorgen kennt.
BÜLACH. 550 Meter über dem Meer, auf dem Dättenberg beim Weiler Eschenmosen, steht seit 1983 die Sternwarte Bülach – eine der grössten öffentlichen Sternwarten der Schweiz. Wann man sie nach dem Lockdown wieder für Besucher öffnen kann, stand lange in den Sternen – seit dem 6. Juni finden nun jeden Freitag ab 20 Uhr wieder öffentliche Führungen statt. «Unser Schutzkonzept hat sich in den letzten Wochen bewährt, wir werden auch mit grösserem Andrang fertig», freut sich Felix Schäpper. Als sich die Astronomische Gesellschaft Zürcher Unterland vor 50 Jahren am 18. März 1970 in Bülach gründete, war er bereits dabei. «Damals war ich 16 und nicht erst seit der Apollo-Mission und der Mondlandung vom Weltall fasziniert.» Seither ist Schäpper im Vorstand aktiv und heute Leiter der Sternwarte, deren Betrieb der Verein verantwortet. Ermöglicht habe den Bau damals die Gründung der Stiftung Schul- und Volkssternwarte und die Tatsache, dass «zu jeder Kantonsschule ein Teleskop gehört». Statt das Flachdach des Bülacher Gymnasiums begehbar zu machen, konnte die Idee, in eine «vernünftige Sternwarte» zu investieren, auch weitere Geldgeber überzeugen – rund 380 000 Franken kamen damals zusammen. Für einen 2012 realisierten Um- und Anbau mit Mehrzweckraum und Cafeteria lief die Finanzierung einfacher, die Sternwarte war bereits bekannt und bestens etabliert.
Vom Gang neben dem Schulungs- und Vortragsraum führt eine Treppe zur grosszügigen Beobachtungsterrasse – per Rollstuhl gelangt man von Aussen ebenerdig dorthin. Auf Knopfdruck fährt das Satteldach leise auf Schienen zurück und gibt den Blick in drei Himmelsrichtungen und nach oben frei. «Wenn es windet, ist man zwar weniger geschützt, doch insgesamt viel flexibler als mit einer Kuppel», sagt Schäpper, während die Instrumente zur Himmelsbeobachtung bereits durch ihre Grösse beeindrucken: 85 Zentimeter misst die Öffnung des Hauptgerätes, ein Cassegrain-Spiegelteleskop mit einer Brennweite von 7800 Millimetern. Als «Zwilling» parallel montiert ist das ursprüngliche Newton/Cassegrain Spiegelteleskop mit drei austauschbaren Sekundärspiegeln, das nun seit 40 Jahren in Betrieb ist. Dazu gesellen sich weitere Teleskope, Refraktoren und ein Heliostat – detailliert weiss der 66-jährige Bülacher dem Laien auch die Geschichte und Funktionsweise der Spezialgeräte zur Astrofotografie oder Sonnenbeobachtung zu erläutern. Das Zentralgestirn steht an Führungen derzeit im Fokus, bevor gegen 22 Uhr die Sterne am Nachthimmel erscheinen. «Um die Sonne betrachten zu können, werden 99,9 Prozent des Lichts herausgefiltert», erklärt Schäpper. «Meist erscheint es als statisches Bild, aber oft kann man am Sonnenrand Gasausbrüche, sogenannte Protuberanzen, erkennen.» Rund 170 Mitglieder zählt die Astronomische Gesellschaft, darunter etwa 40 Aktive und zwölf «Vergiftete», zu denen sich auch Schäpper zählt. Jeden Samstag üben sich die rund ein Dutzend Mitglieder der Jugendgruppe an den Instrumenten. «In den vielen Klassen, die zu uns kommen, gibt es immer ein, zwei Schüler, die sich ganz besonders interessieren, der eine oder andere bleibt bei uns hängen – so ist der Nachwuchs gesichert.»
Zwischen 2500 und 5000 Besucher dürfe man jährlich begrüssen. «Zur Mondfinsternis vor zwei Jahren hatten wir einen Volksauflauf von 800 Menschen», erinnert sich Schäpper an das spezielle Ereignis. Doch auch, wenn am Himmel wie in diesem Jahr «nicht besonders viel los» sei, lohne der Besuch der Sternwarte. Ihre geografische Lage sei aufgrund der Nähe zum Flughafen und der allgegenwärtigen Lichtverschmutzung zwar nicht optimal, «aber was nützt eine Sternwarte auf 4000 Metern, wenn keiner kommt?». Von der Kantonsschule führt der 2016 erneuerte Planetenweg nach Eschenmosen hinauf: Im Massstab von 1:5 Milliarden hat das Modell der Sonne einen Umfang von 28 Zentimetern, die Erde misst hingegen gerade einmal 1,2 Millimeter.
Nur die grossen Zahlen hätten sein einstiger Beruf als Banker und die Astronomie gemein, stellt Schäpper fest. Es sei ein intensives Hobby: Täglich würde er E-Mailanfragen lesen und beantworten, Führungen für Firmen, Vereine oder Klassen koordinieren und vier- bis fünfmal im Monat selber Führungen geben, dazu käme zweimal pro Jahr die Demonstratorenausbildung. Er schaue jedoch nicht auf die Zeit: «Ich bin pensioniert, sonst wird mir eh nur langweilig.»
Einführungskurs in die Astronomie für Kinder und Jugendliche von ca. 11 bis 15 Jahre vom 21. bis zum 23. Juli, jeweils 15 bis 22 Uhr. Mehr Informationen und Anmeldung bis zum 8. Juli unter www.sternwartebuelach.ch
Martina Kleinsorg
Als Leiter der Sternwarte Bülach freut sich Felix Schäpper wieder Besucher begrüssen zu können. Foto: Martina Kleinsorg
Angefangen hat es mit Apollo – seither begleitet die Astronomie Felix Schäpper durchs Leben. Der Leiter der Bülacher Sternwarte über die Herausforderungen zu Corona-Zeiten, die Besonderheiten der Besucherterrasse und warum der betreibende Verein keine Nachwuchssorgen kennt.
BÜLACH. 550 Meter über dem Meer, auf dem Dättenberg beim Weiler Eschenmosen, steht seit 1983 die Sternwarte Bülach – eine der grössten öffentlichen Sternwarten der Schweiz. Wann man sie nach dem Lockdown wieder für Besucher öffnen kann, stand lange in den Sternen – seit dem 6. Juni finden nun jeden Freitag ab 20 Uhr wieder öffentliche Führungen statt. «Unser Schutzkonzept hat sich in den letzten Wochen bewährt, wir werden auch mit grösserem Andrang fertig», freut sich Felix Schäpper. Als sich die Astronomische Gesellschaft Zürcher Unterland vor 50 Jahren am 18. März 1970 in Bülach gründete, war er bereits dabei. «Damals war ich 16 und nicht erst seit der Apollo-Mission und der Mondlandung vom Weltall fasziniert.» Seither ist Schäpper im Vorstand aktiv und heute Leiter der Sternwarte, deren Betrieb der Verein verantwortet. Ermöglicht habe den Bau damals die Gründung der Stiftung Schul- und Volkssternwarte und die Tatsache, dass «zu jeder Kantonsschule ein Teleskop gehört». Statt das Flachdach des Bülacher Gymnasiums begehbar zu machen, konnte die Idee, in eine «vernünftige Sternwarte» zu investieren, auch weitere Geldgeber überzeugen – rund 380 000 Franken kamen damals zusammen. Für einen 2012 realisierten Um- und Anbau mit Mehrzweckraum und Cafeteria lief die Finanzierung einfacher, die Sternwarte war bereits bekannt und bestens etabliert.
Vom Gang neben dem Schulungs- und Vortragsraum führt eine Treppe zur grosszügigen Beobachtungsterrasse – per Rollstuhl gelangt man von Aussen ebenerdig dorthin. Auf Knopfdruck fährt das Satteldach leise auf Schienen zurück und gibt den Blick in drei Himmelsrichtungen und nach oben frei. «Wenn es windet, ist man zwar weniger geschützt, doch insgesamt viel flexibler als mit einer Kuppel», sagt Schäpper, während die Instrumente zur Himmelsbeobachtung bereits durch ihre Grösse beeindrucken: 85 Zentimeter misst die Öffnung des Hauptgerätes, ein Cassegrain-Spiegelteleskop mit einer Brennweite von 7800 Millimetern. Als «Zwilling» parallel montiert ist das ursprüngliche Newton/Cassegrain Spiegelteleskop mit drei austauschbaren Sekundärspiegeln, das nun seit 40 Jahren in Betrieb ist. Dazu gesellen sich weitere Teleskope, Refraktoren und ein Heliostat – detailliert weiss der 66-jährige Bülacher dem Laien auch die Geschichte und Funktionsweise der Spezialgeräte zur Astrofotografie oder Sonnenbeobachtung zu erläutern. Das Zentralgestirn steht an Führungen derzeit im Fokus, bevor gegen 22 Uhr die Sterne am Nachthimmel erscheinen. «Um die Sonne betrachten zu können, werden 99,9 Prozent des Lichts herausgefiltert», erklärt Schäpper. «Meist erscheint es als statisches Bild, aber oft kann man am Sonnenrand Gasausbrüche, sogenannte Protuberanzen, erkennen.» Rund 170 Mitglieder zählt die Astronomische Gesellschaft, darunter etwa 40 Aktive und zwölf «Vergiftete», zu denen sich auch Schäpper zählt. Jeden Samstag üben sich die rund ein Dutzend Mitglieder der Jugendgruppe an den Instrumenten. «In den vielen Klassen, die zu uns kommen, gibt es immer ein, zwei Schüler, die sich ganz besonders interessieren, der eine oder andere bleibt bei uns hängen – so ist der Nachwuchs gesichert.»
Zwischen 2500 und 5000 Besucher dürfe man jährlich begrüssen. «Zur Mondfinsternis vor zwei Jahren hatten wir einen Volksauflauf von 800 Menschen», erinnert sich Schäpper an das spezielle Ereignis. Doch auch, wenn am Himmel wie in diesem Jahr «nicht besonders viel los» sei, lohne der Besuch der Sternwarte. Ihre geografische Lage sei aufgrund der Nähe zum Flughafen und der allgegenwärtigen Lichtverschmutzung zwar nicht optimal, «aber was nützt eine Sternwarte auf 4000 Metern, wenn keiner kommt?». Von der Kantonsschule führt der 2016 erneuerte Planetenweg nach Eschenmosen hinauf: Im Massstab von 1:5 Milliarden hat das Modell der Sonne einen Umfang von 28 Zentimetern, die Erde misst hingegen gerade einmal 1,2 Millimeter.
Nur die grossen Zahlen hätten sein einstiger Beruf als Banker und die Astronomie gemein, stellt Schäpper fest. Es sei ein intensives Hobby: Täglich würde er E-Mailanfragen lesen und beantworten, Führungen für Firmen, Vereine oder Klassen koordinieren und vier- bis fünfmal im Monat selber Führungen geben, dazu käme zweimal pro Jahr die Demonstratorenausbildung. Er schaue jedoch nicht auf die Zeit: «Ich bin pensioniert, sonst wird mir eh nur langweilig.»
Einführungskurs in die Astronomie für Kinder und Jugendliche von ca. 11 bis 15 Jahre vom 21. bis zum 23. Juli, jeweils 15 bis 22 Uhr. Mehr Informationen und Anmeldung bis zum 8. Juli unter www.sternwartebuelach.ch
Martina Kleinsorg
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