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Montag, 15. August 2022
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Die Aufregung kannte keine Grenzen. Die Schweizer Medien schnappten förmlich nach Luft vor Empörung, Entsetzen und Ekel. Die «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens titelt Ende Juni: «USA: Oberstes Gericht hebt Recht auf Schwangerschaftsabbruch... weiterlesen
NETFLIX:«Die längste Nacht» Ein brutaler Serienmörder wird geschnappt und vorübergehend in einer psychiatrischen Haftanstalt untergebracht. Plötzlich tauchen bewaffnete Einsatzkräfte auf, die den Bösewicht aus seiner Zelle entführen wollen.... weiterlesen
Ein guter Freund von mir ist Türke. Der Türke spricht fliessend serbisch. Er kann so gut serbisch, weil er eine Faszination für die serbische Kultur hat. Am zweiten Geburtstag meines Sohnes hat besagter Türke inmitten Serben serbischen.. weiterlesen
Dieser Ausflug eignet sich optimal für heisse Sommertage: Im Quarzsand-Bergwerk in Buchs liegt die Temperatur unter zehn Grad.
Buchs. Zu Fuss erreicht man das Bergwerk an der Krähstelstrasse 29 ab den Busstationen Adlikon, Sonnhalde West oder ab Buchs, Petermoos, in je rund 15 Minuten. Hat man das Restaurant Bergwerk erreicht, empfängt einen hinter dem Haus Bea Kathriner, Tätschmeisterin des weitverzweigten Stollens. Sie führt durch das Labyrinth, sie kennt jede Ecke und die ganze Geschichte rund um diesen kühlen Ort. Hier fliesst immer Wasser, teilweise hat es sogar überflutete Bereiche. Doch diesen Sommer stellt Bea Kathriner auch im Bergwerk einen markanten Rückgang des Grundwassers fest.
Zahlreiche Quarzsand-Stützpfeiler sorgen dafür, dass der Stollen nicht zusammenbricht. Was diesen Ort nebst seiner Geschichte besonders reizvoll macht, sind die zahlreichen Skulpturen, die die Bergwerkarbeiter in ihrer Freizeit oder den teilweise längeren Wartepausen hinterlassen haben. Das Löwendenkmal von Luzern, der Reiter oder der Erzengel Gabriel und viele weitere sind in den weichen Sandstein gehauen. Wann die ersten Exemplare entstanden sind, ist nicht überliefert. Auch tragen die häufig kolorierten Skulpturen keine Hinweise auf ihre Urheber. Die Arbeiter modellierten auch das Simplonportal. Vermutet wird, dass dies anlässlich der Tunneleröffnung im Jahr 1906 geschah.
Immer mehr Leute wurden mit der Zeit auf das kunstvoll ausgestattete Bergwerk aufmerksam. In besagtem Simplonjahr stellte Johannes Spüler jedenfalls ein Gesuch, um in den Sommermonaten eine «Beiz» betreiben zu können. Von Anfang an sei diese äusserst gut gelaufen, heisst es in der SGHB-Zeitschrift Minaria Helvetica 38/2017. Im Zweiten Weltkrieg wollte die Armee im Bergwerk eine geheime Kommandozentrale einrichten. Doch die Pläne flogen auf, die Armee musste sich zurückziehen.
Zwischen 1950 und 1960 züchtete man in gewissen Bereichen des Bergwerks Champignons. Ab den 1970er Jahren führten Myrta Wetzel und ihr Bruder Walti Wetzel zusammen mit der Schwägerin das Restaurant bis 2010. In dieser Zeit feierten Gäste auch wilde Partys im Stollen. Aus dieser Zeit zeugen auch neuere Malereien – wohl eher Schmierereien. Die Champignon-Zucht und die Partys haben die Skulpturen vereinzelt in Mitleidenschaft gezogen.
Johannes Spühler entdeckte den Quarzsand rein zufällig. Laut Überlieferung wollte er auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb einen Benzinmotor installieren. Vorschriftsgemäss baute er den Treibstofftank sicherheitshalber in den Hang hinter dem Bauernhaus. Als der sandige Aushub mit dem Pferdefuhrwerk abtransportiert wurde, soll angeblich ein Angestellter der Glashütte in Bülach auf den begehrten Rohstoff aufmerksam geworden sein. Der Sand wurde analysiert und man stellte fest, dass das quarzhaltige Material den nötigen Eisengehalt hatte. Der 1891 eröffneten Glashütte Bülach kam gelegen, dass da auch noch eine Dampfeisenbahn zwischen Buchs und Bülach verkehrte. Und so kam es, dass die «Glasi» grössere Mengen Quarzsand bei Spühler bestellte. Denn zur Herstellung der mundgeblasenen Grünglasflaschen braucht es nebst Kalk und Soda auch grosse Mengen an Quarzsand. Die vier Prozent Eisengehalt des Buchser Sandes waren ausschlaggebend für die grüne Glasfärbung. Für eine Tonne Glas benötigte die «Glasi» fast 700 Kilogramm Quarzsand.
Abgebaut wurde der Rohstoff im Tagebau. Johannes Spühler und seine Leute bauten den Sand in horizontaler Weise ab. Jeder Kubikmeter musste ohne maschinelle Hilfe mit scharf geschliffenen Pickeln herausgehauen werden. Den Sand luden die Männer auf ein Pferdefuhrwerk, das das Material zum oberen Bahnhof in Buchs brachte. Dort musste es auf die Eisenbahn umgeladen werden. Laut Quelle füllten zehn Pferdefuhrwerke einen vollen Eisenbahnwagen, was der Tagesproduktion von drei bis vier Männern im Bergwerk entsprach. Für eine volle Ladung bezahlte die Glashütte 25 Franken, also keine grosse Entschädigung für die mühsame Arbeit. Ab und zu arbeiteten auch Entlassene der Strafanstalt Regensdorf im Stollen, meist aber nur für kurze Zeit, denn sie ertrugen die Nähe zum Gefängnis nur schlecht.
Das Bergwerk Buchs war abhängig von der Glashütte, die als Folge des Ersten Weltkrieges in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Kohlemangel, ungünstige Währungsverhältnisse, streikende Arbeiterschaft – 1920 war der Kassenschrank des Unternehmens praktisch leer. Es gab weitere Probleme und im selbigen Jahr verlangte die Bank Leu auch noch die Rückzahlung eines Kredits von 100 000 Franken. Am 30. Oktober 1920 beschlossen die Verantwortlichen die vorübergehende Schliessung der Glashütte Bülach. Das hatte Auswirkungen auf den Quarzsandlieferanten. Eine Zeit lang wurde Spühlers Sand für Giessereibetriebe abgebaut, doch 1921/22 musste er seine Leute entlassen. Aus Verzweiflung darüber schlug ein Bergwerkarbeiter verschiedenen Skulpturen Kopf und Gliedmassen ab. Die beschädigten Objekte wurden später von einem eher unerfahrenen Bildhauer mit Betonmaterial repariert. Heute würde man das mit besserem Material versuchen.
Roger Strässle
Anmeldung: Das Bergwerk kann nicht alleine besucht werden. Termine für Führungen mit maximal zehn Personen sind nur auf Anfrage möglich (siehe unter www.quarzsand-bergwerk.ch oder Telefon 043 411 83 62).
Quellen:
– «Minaria Helvetica» 38/2017, SGHB Schweizerische Gesellschaft für Historische Bergbauforschung
– «Zeitgeist im Glas», in 100 Jahren von der Verrerie de St-Prex zu Vetropack, Karl Lüönd, www.vetropack.ch
Dieser Ausflug eignet sich optimal für heisse Sommertage: Im Quarzsand-Bergwerk in Buchs liegt die Temperatur unter zehn Grad.
Buchs. Zu Fuss erreicht man das Bergwerk an der Krähstelstrasse 29 ab den Busstationen Adlikon, Sonnhalde West oder ab Buchs, Petermoos, in je rund 15 Minuten. Hat man das Restaurant Bergwerk erreicht, empfängt einen hinter dem Haus Bea Kathriner, Tätschmeisterin des weitverzweigten Stollens. Sie führt durch das Labyrinth, sie kennt jede Ecke und die ganze Geschichte rund um diesen kühlen Ort. Hier fliesst immer Wasser, teilweise hat es sogar überflutete Bereiche. Doch diesen Sommer stellt Bea Kathriner auch im Bergwerk einen markanten Rückgang des Grundwassers fest.
Zahlreiche Quarzsand-Stützpfeiler sorgen dafür, dass der Stollen nicht zusammenbricht. Was diesen Ort nebst seiner Geschichte besonders reizvoll macht, sind die zahlreichen Skulpturen, die die Bergwerkarbeiter in ihrer Freizeit oder den teilweise längeren Wartepausen hinterlassen haben. Das Löwendenkmal von Luzern, der Reiter oder der Erzengel Gabriel und viele weitere sind in den weichen Sandstein gehauen. Wann die ersten Exemplare entstanden sind, ist nicht überliefert. Auch tragen die häufig kolorierten Skulpturen keine Hinweise auf ihre Urheber. Die Arbeiter modellierten auch das Simplonportal. Vermutet wird, dass dies anlässlich der Tunneleröffnung im Jahr 1906 geschah.
Immer mehr Leute wurden mit der Zeit auf das kunstvoll ausgestattete Bergwerk aufmerksam. In besagtem Simplonjahr stellte Johannes Spüler jedenfalls ein Gesuch, um in den Sommermonaten eine «Beiz» betreiben zu können. Von Anfang an sei diese äusserst gut gelaufen, heisst es in der SGHB-Zeitschrift Minaria Helvetica 38/2017. Im Zweiten Weltkrieg wollte die Armee im Bergwerk eine geheime Kommandozentrale einrichten. Doch die Pläne flogen auf, die Armee musste sich zurückziehen.
Zwischen 1950 und 1960 züchtete man in gewissen Bereichen des Bergwerks Champignons. Ab den 1970er Jahren führten Myrta Wetzel und ihr Bruder Walti Wetzel zusammen mit der Schwägerin das Restaurant bis 2010. In dieser Zeit feierten Gäste auch wilde Partys im Stollen. Aus dieser Zeit zeugen auch neuere Malereien – wohl eher Schmierereien. Die Champignon-Zucht und die Partys haben die Skulpturen vereinzelt in Mitleidenschaft gezogen.
Johannes Spühler entdeckte den Quarzsand rein zufällig. Laut Überlieferung wollte er auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb einen Benzinmotor installieren. Vorschriftsgemäss baute er den Treibstofftank sicherheitshalber in den Hang hinter dem Bauernhaus. Als der sandige Aushub mit dem Pferdefuhrwerk abtransportiert wurde, soll angeblich ein Angestellter der Glashütte in Bülach auf den begehrten Rohstoff aufmerksam geworden sein. Der Sand wurde analysiert und man stellte fest, dass das quarzhaltige Material den nötigen Eisengehalt hatte. Der 1891 eröffneten Glashütte Bülach kam gelegen, dass da auch noch eine Dampfeisenbahn zwischen Buchs und Bülach verkehrte. Und so kam es, dass die «Glasi» grössere Mengen Quarzsand bei Spühler bestellte. Denn zur Herstellung der mundgeblasenen Grünglasflaschen braucht es nebst Kalk und Soda auch grosse Mengen an Quarzsand. Die vier Prozent Eisengehalt des Buchser Sandes waren ausschlaggebend für die grüne Glasfärbung. Für eine Tonne Glas benötigte die «Glasi» fast 700 Kilogramm Quarzsand.
Abgebaut wurde der Rohstoff im Tagebau. Johannes Spühler und seine Leute bauten den Sand in horizontaler Weise ab. Jeder Kubikmeter musste ohne maschinelle Hilfe mit scharf geschliffenen Pickeln herausgehauen werden. Den Sand luden die Männer auf ein Pferdefuhrwerk, das das Material zum oberen Bahnhof in Buchs brachte. Dort musste es auf die Eisenbahn umgeladen werden. Laut Quelle füllten zehn Pferdefuhrwerke einen vollen Eisenbahnwagen, was der Tagesproduktion von drei bis vier Männern im Bergwerk entsprach. Für eine volle Ladung bezahlte die Glashütte 25 Franken, also keine grosse Entschädigung für die mühsame Arbeit. Ab und zu arbeiteten auch Entlassene der Strafanstalt Regensdorf im Stollen, meist aber nur für kurze Zeit, denn sie ertrugen die Nähe zum Gefängnis nur schlecht.
Das Bergwerk Buchs war abhängig von der Glashütte, die als Folge des Ersten Weltkrieges in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Kohlemangel, ungünstige Währungsverhältnisse, streikende Arbeiterschaft – 1920 war der Kassenschrank des Unternehmens praktisch leer. Es gab weitere Probleme und im selbigen Jahr verlangte die Bank Leu auch noch die Rückzahlung eines Kredits von 100 000 Franken. Am 30. Oktober 1920 beschlossen die Verantwortlichen die vorübergehende Schliessung der Glashütte Bülach. Das hatte Auswirkungen auf den Quarzsandlieferanten. Eine Zeit lang wurde Spühlers Sand für Giessereibetriebe abgebaut, doch 1921/22 musste er seine Leute entlassen. Aus Verzweiflung darüber schlug ein Bergwerkarbeiter verschiedenen Skulpturen Kopf und Gliedmassen ab. Die beschädigten Objekte wurden später von einem eher unerfahrenen Bildhauer mit Betonmaterial repariert. Heute würde man das mit besserem Material versuchen.
Roger Strässle
Anmeldung: Das Bergwerk kann nicht alleine besucht werden. Termine für Führungen mit maximal zehn Personen sind nur auf Anfrage möglich (siehe unter www.quarzsand-bergwerk.ch oder Telefon 043 411 83 62).
Quellen:
– «Minaria Helvetica» 38/2017, SGHB Schweizerische Gesellschaft für Historische Bergbauforschung
– «Zeitgeist im Glas», in 100 Jahren von der Verrerie de St-Prex zu Vetropack, Karl Lüönd, www.vetropack.ch
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