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Freitag, 24. März 2023
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Laut NZZ hätten SP, FDP und Mitte im Parlament versucht, das Kriegsmaterialgesetz «zu lockern». In der «Sonntagszeitung» steht, FDP- Präsident Thierry Burkart habe doch nur versucht, «das Kriegsmaterialgesetz etwas zu lockern». Die «Republik»... weiterlesen
Ganz unverhofft begegnete ich neulich auf Instagram einem Pärli-Bild, das mich staunen liess. Dabu (kl. Bild) von Dabu Fantastic zeigte in seiner Insta-Story ein Kuschel-Bild von sich und einer Frau. Dazu postete der Musiker den Song «Liebi.. weiterlesen
Seit fünf Jahren betreibt die Familie Kandasamy den Kiosk im Bülacher Böswisli-Quartier. Den harten Zeiten für private Kioske wirkt die innovative Unternehmerfamilie mit mehreren Projekten entgegen.
Bülach. Viel los ist im Bülacher Quartier Böswisli nicht. In der Kaserne mühen sich Rekruten ab, auf dem Erachfeld jagen Fussballbegeisterte einem Ball hinterher. Das Gewerbe ist nur vereinzelt vertreten. Aber der erste Eindruck täuscht: Das Quartier lebt. Dessen Herzstück steht an der Kreuzung, an der die Feldstrasse in die Kasernenstrasse mündet. Umringt von Wohnhäusern, steht er da, der Quartierkiosk. Er wirkt etwas aus der Zeit gefallen. Keine auffällige Leuchtwerbung, keine schrillen Verzierungen. Dass er in Zeiten der Dominanz von grossen Kioskketten noch immer hier steht, ist das Verdienst der Familie Kandasamy, die den Kiosk seit fünf Jahren als «Büli Kiosk» betreibt.
«Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals mit meinen Eltern zusammen ein Geschäft führen würde», sagt Swissan. Die Kandasamys sind ein Familienunternehmen durch und durch. Mutter, Vater, Schwester, Bruder – alle helfen sie mit. «Jeder hat seine eigene Aufgabe», so Swissan. Die Eltern Gowrithasan und Ananthaluxmy sind mehr im Verkauf engagiert, Swissan kümmert sich um Büroarbeiten wie den Wareneinkauf. Seine Schwester Suriga steht nebst ihrer Arbeit als Pflegerin regelmässig hinter der Kiosktheke. «Wir leben diesen Kiosk.» So viel Hingabe ist auch vonnöten, um die langen Öffnungszeiten, welche die Familie der Kundschaft bietet, stemmen zu können. Der «Büli Kiosk» hat jeden Tag 14 Stunden lang geöffnet, am Sonntag sind es «nur» neun Stunden. «Wir teilen uns in Schichten ein, nach fünf Jahren gewöhnt man sich daran», so Swissan.
Dass die Kandasamys als Kioskbetreiber im Böswisli-Quartier gelandet sind, hat einen tragischen Ursprung: 1983 bricht in Sri Lanka ein Bürgerkrieg aus, der das Land noch bis 2009 erschüttern sollte. Fünf Jahre nach Kriegsausbruch fliehen die Eltern von der Grausamkeit des Krieges, ihr Weg führt sie nach Zürich. Beide finden Arbeit beim Zürcher Frauenverein. Gowrithasan arbeitet fast 30 Jahre als Patissier, bis er 2017 als Folge einer Firmenübernahme entlassen wird. Die Jobsuche gestaltet sich schwierig. Durch den Rat eines Freundes erfährt er von der Möglichkeit, in Bülach einen Kiosk zu übernehmen. Der Traum von der Selbstständigkeit beginnt zu leben.
Die ersten zwei Jahre sind hart. «Wir hatten mit sehr wenig Umsatz zu kämpfen», erzählt Swissan. Der Existenzkampf geht so lange, bis sie sich die Grundsatzfrage stellen: «Was können wir anders machen als die anderen Kioske?» Der Erfolg führt über den Import von speziellen Chips und Getränken, etwa dem BraTee, dem Eistee des deutschen Rappers Capital Bra, oder Produkten, die nur in den USA erhältlich sind. Das neue Sortiment spricht sich schnell rum. Die Kunden kommen nicht mehr nur aus dem Quartier, sondern aus der ganzen Region, selbst aus Zürich. «Ab diesem Zeitpunkt hat es begonnen, Spass zu machen.» Die Verkaufszahlen steigen deutlich – aber der Innovationsgeist der Familie war damit noch lange nicht erloschen.
Die Kandasamys beginnen, ihr gefragtes Sortiment auch anderen Kiosken anzubieten. Die Nachfrage ist vorhanden. Sie erwerben eine Lagerhalle in Zürich und starten mit dem Verkauf von Trendprodukten. Swissan hat derweil sein Studium in Wirtschaftsinformatik abgeschlossen und tüftelt fortan an einer weiteren Geschäftsidee: dem Launch einer App für Lebensmittelbestellungen in Zürich, die dem Kunden die Zustellung innert zehn Minuten ab Bestellung verspricht. «Wir liefern mittels Velokuriere aus und sind nicht teurer als die üblichen Supermarktpreise», so Swissan. «Mapl» heisst die App, kurz für Marktplatz. Am 2. Januar 2023 geht sie online.
Als wäre dies nicht schon genug, steht auch Ananthaluxmy kurz vor der Realisierung ihres persönlichen Traums. Eine Operation an der Schulter zwingt sie, ihre momentane Stelle als Hilfsköchin in einem Spital aufzugeben, die sie in einem Teilpensum nebst der Arbeit im Familienunternehmen ausübt. Stillstand ist in der Familie Kandasamy aber keine Option. Im Verlauf des nächsten Jahres eröffnet sie an der Zürcher Langstrasse den Take-away-Stand «Goldies Burger» – «mit dem besten Smash Burger der Stadt», ist sich Swissan sicher. Angesichts der vielen Projekte scheint auch klar, dass die Familie nicht länger nur mit vier Arbeitskräften auskommt. Ab 2023 werden zum ersten Mal Mitarbeiter angestellt.
Organisiert ist das Familienunternehmen als «Büli Kiosk GmbH». Der Name verdeutlicht, wo sich trotz allem Unternehmertum nach wie vor das Zentrum des Betriebs befindet: im Quartierkiosk in Bülach. «Wir sind hier sehr verankert und fühlen uns sehr wohl hier», sagt Swissan. Viele Kunden würden regelmässig vorbeikommen, einen Kaffee trinken und einen Schwatz halten. Der intensive Kundenkontakt sei es auch, der die Arbeit hinter der Kiosktheke ausmache. Die Kandasamys sind gerade dabei, die grosse Stadt Zürich zu erobern. Im Quartier Böswisli darf man sich dennoch weiterhin an den Vorzügen des Quartierkiosks erfreuen.
Dominik Müller
Seit fünf Jahren betreibt die Familie Kandasamy den Kiosk im Bülacher Böswisli-Quartier. Den harten Zeiten für private Kioske wirkt die innovative Unternehmerfamilie mit mehreren Projekten entgegen.
Bülach. Viel los ist im Bülacher Quartier Böswisli nicht. In der Kaserne mühen sich Rekruten ab, auf dem Erachfeld jagen Fussballbegeisterte einem Ball hinterher. Das Gewerbe ist nur vereinzelt vertreten. Aber der erste Eindruck täuscht: Das Quartier lebt. Dessen Herzstück steht an der Kreuzung, an der die Feldstrasse in die Kasernenstrasse mündet. Umringt von Wohnhäusern, steht er da, der Quartierkiosk. Er wirkt etwas aus der Zeit gefallen. Keine auffällige Leuchtwerbung, keine schrillen Verzierungen. Dass er in Zeiten der Dominanz von grossen Kioskketten noch immer hier steht, ist das Verdienst der Familie Kandasamy, die den Kiosk seit fünf Jahren als «Büli Kiosk» betreibt.
«Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals mit meinen Eltern zusammen ein Geschäft führen würde», sagt Swissan. Die Kandasamys sind ein Familienunternehmen durch und durch. Mutter, Vater, Schwester, Bruder – alle helfen sie mit. «Jeder hat seine eigene Aufgabe», so Swissan. Die Eltern Gowrithasan und Ananthaluxmy sind mehr im Verkauf engagiert, Swissan kümmert sich um Büroarbeiten wie den Wareneinkauf. Seine Schwester Suriga steht nebst ihrer Arbeit als Pflegerin regelmässig hinter der Kiosktheke. «Wir leben diesen Kiosk.» So viel Hingabe ist auch vonnöten, um die langen Öffnungszeiten, welche die Familie der Kundschaft bietet, stemmen zu können. Der «Büli Kiosk» hat jeden Tag 14 Stunden lang geöffnet, am Sonntag sind es «nur» neun Stunden. «Wir teilen uns in Schichten ein, nach fünf Jahren gewöhnt man sich daran», so Swissan.
Dass die Kandasamys als Kioskbetreiber im Böswisli-Quartier gelandet sind, hat einen tragischen Ursprung: 1983 bricht in Sri Lanka ein Bürgerkrieg aus, der das Land noch bis 2009 erschüttern sollte. Fünf Jahre nach Kriegsausbruch fliehen die Eltern von der Grausamkeit des Krieges, ihr Weg führt sie nach Zürich. Beide finden Arbeit beim Zürcher Frauenverein. Gowrithasan arbeitet fast 30 Jahre als Patissier, bis er 2017 als Folge einer Firmenübernahme entlassen wird. Die Jobsuche gestaltet sich schwierig. Durch den Rat eines Freundes erfährt er von der Möglichkeit, in Bülach einen Kiosk zu übernehmen. Der Traum von der Selbstständigkeit beginnt zu leben.
Die ersten zwei Jahre sind hart. «Wir hatten mit sehr wenig Umsatz zu kämpfen», erzählt Swissan. Der Existenzkampf geht so lange, bis sie sich die Grundsatzfrage stellen: «Was können wir anders machen als die anderen Kioske?» Der Erfolg führt über den Import von speziellen Chips und Getränken, etwa dem BraTee, dem Eistee des deutschen Rappers Capital Bra, oder Produkten, die nur in den USA erhältlich sind. Das neue Sortiment spricht sich schnell rum. Die Kunden kommen nicht mehr nur aus dem Quartier, sondern aus der ganzen Region, selbst aus Zürich. «Ab diesem Zeitpunkt hat es begonnen, Spass zu machen.» Die Verkaufszahlen steigen deutlich – aber der Innovationsgeist der Familie war damit noch lange nicht erloschen.
Die Kandasamys beginnen, ihr gefragtes Sortiment auch anderen Kiosken anzubieten. Die Nachfrage ist vorhanden. Sie erwerben eine Lagerhalle in Zürich und starten mit dem Verkauf von Trendprodukten. Swissan hat derweil sein Studium in Wirtschaftsinformatik abgeschlossen und tüftelt fortan an einer weiteren Geschäftsidee: dem Launch einer App für Lebensmittelbestellungen in Zürich, die dem Kunden die Zustellung innert zehn Minuten ab Bestellung verspricht. «Wir liefern mittels Velokuriere aus und sind nicht teurer als die üblichen Supermarktpreise», so Swissan. «Mapl» heisst die App, kurz für Marktplatz. Am 2. Januar 2023 geht sie online.
Als wäre dies nicht schon genug, steht auch Ananthaluxmy kurz vor der Realisierung ihres persönlichen Traums. Eine Operation an der Schulter zwingt sie, ihre momentane Stelle als Hilfsköchin in einem Spital aufzugeben, die sie in einem Teilpensum nebst der Arbeit im Familienunternehmen ausübt. Stillstand ist in der Familie Kandasamy aber keine Option. Im Verlauf des nächsten Jahres eröffnet sie an der Zürcher Langstrasse den Take-away-Stand «Goldies Burger» – «mit dem besten Smash Burger der Stadt», ist sich Swissan sicher. Angesichts der vielen Projekte scheint auch klar, dass die Familie nicht länger nur mit vier Arbeitskräften auskommt. Ab 2023 werden zum ersten Mal Mitarbeiter angestellt.
Organisiert ist das Familienunternehmen als «Büli Kiosk GmbH». Der Name verdeutlicht, wo sich trotz allem Unternehmertum nach wie vor das Zentrum des Betriebs befindet: im Quartierkiosk in Bülach. «Wir sind hier sehr verankert und fühlen uns sehr wohl hier», sagt Swissan. Viele Kunden würden regelmässig vorbeikommen, einen Kaffee trinken und einen Schwatz halten. Der intensive Kundenkontakt sei es auch, der die Arbeit hinter der Kiosktheke ausmache. Die Kandasamys sind gerade dabei, die grosse Stadt Zürich zu erobern. Im Quartier Böswisli darf man sich dennoch weiterhin an den Vorzügen des Quartierkiosks erfreuen.
Dominik Müller
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