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Freitag, 24. März 2023
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Laut NZZ hätten SP, FDP und Mitte im Parlament versucht, das Kriegsmaterialgesetz «zu lockern». In der «Sonntagszeitung» steht, FDP- Präsident Thierry Burkart habe doch nur versucht, «das Kriegsmaterialgesetz etwas zu lockern». Die «Republik»... weiterlesen
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Momentan läuft die Mission «Artemis 1» der NASA und der ESA. An der Entwicklung des Orion-Raumschiffs war auch der Embracher Ingenieur Christian Anderau beteiligt.
Embrach. Am 16. November war es endlich so weit: Um 7.47 Uhr (MEZ) startete die «Orion»-Kapsel mit der neuen NASA-Rakete SLS «Space Launch System» vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ihre Reise zum Mond. «Artemis 1» heisst die unbemannte Mission, deren Start monatelang wegen Problemen verschoben werden musste. Die Kapsel soll noch etwas mehr als eine Woche unterwegs sein, bevor sie nach rund zwei Millionen Flugkilometern am 11. Dezember wieder zurück auf der Erde erwartet wird. Dass sie heute im All unterwegs ist, dafür ist auch ein Stück Schweizer Ingenieurskunst verantwortlich: Die Firma «Beyond Gravity» (ehemals RUAG Space) mit Sitz in Zürich hat entscheidende Mechanismen, unter anderem für die Stromversorgung des Raumschiffs, entwickelt. Der Embracher Christian Anderau war und ist als Senior Manufacturing Engineer (Fertigungsingenieur) massgeblich an diesem Projekt beteiligt.
«Als die letzten Sekunden des Start-Countdowns anbrachen, war ich schon sehr angespannt», sagt Christian Anderau. Verständlich, arbeitet er doch bereits seit rund sechs Jahren auf diesen Moment hin. An der Entwicklung des neuen Orion-Raumschiffs war nebst der NASA auch die European Space Agency (ESA) involviert. Die NASA ist für das Crew Module zuständig und führt die Mission durch, die ESA ist für das gesamte Service-Modul verantwortlich, das für Luft, Strom und Antrieb sorgt. Der Strom wird aus Solarenergie generiert. Um diese zu erzeugen, sind vier sogenannte Solarwings am Raumschiff befestigt.
Der von «Beyond Gravity» vollständig in der Schweiz entwickelte SADM (Solar Array Drive Mechanism) richtet die vier Solarwings zur Sonne aus und speist die erzeugte Energie in das Orion-Raumschiff ein. Christian Anderau ist mit seinem Team für die zeitgerechte Beschaffung aller Teile, die Montage, die Verkabelung und die rechtzeitige Übergabe ins Testing bis zur Auslieferung an den Kunden verantwortlich. «Man konstruiert etwas, dann baut man es und wenn es dann tatsächlich im Weltall im Einsatz ist, macht das einen schon sehr stolz.» Rund 19 Kilogramm wiegt einer von vier Mechanismen, die in Bremen von Airbus ins European Service Module integriert wurden.
Zur Raumfahrt kam Christian Anderau bereits im letzten Lehrjahr 1990/1991 während der Ausbildung zum Konstrukteur. «Es war immer mein Ziel, in dieser Branche zu arbeiten – allerdings nicht als Astronaut», sagt der 52-Jährige. Die Faszination hält bis heute an, das wird mit Blick in die Foto-Galerie auf seinem iPad spürbar: Unzählige Bilder der «Artemis 1»-Mission und vor allem des Orion-Raumschiffs befinden sich darauf. An den Solarwings wurden zusätzliche Kameras installiert: «Dass unser Mechanismus nun auch dazu beiträgt, solch tolle Bilder zu generieren und den Zustand des Raumschiffs zu überwachen, finde ich besonders cool», so Christian Anderau.
Täglich verfolgt er den Verlauf der Mission über Youtube. «Besonders die Rückkehr des Raumschiffs auf die Erde wird spannend zu beobachten sein», so Christian Anderau. Im Berufsalltag ist er indes längst mit der Zukunft beschäftigt: «Den Mechanismus für die zweite Artemis-Mission haben wir bereits geliefert, die Lieferung für die dritte Mission steht im Dezember an und der Bau für die vierte Mission ist bereits im vollen Gange.» Auf die aktuelle Mission soll «Artemis 2» 2024 mit Astronauten an Bord folgen. Frühestens 2025 soll ein weiterer Flug stattfinden, bei dem dann auch Menschen tatsächlich ihren Fuss auf den Mond setzen werden. Die bislang letzten Menschen waren 1972 mit der «Apollo 17»-Mission auf den Mond geflogen. Mittelfristig geht die Planung der internationalen Raumfahrt Richtung Mars – gut möglich, dass Christian Anderau auch bei diesen Missionen noch seine Finger im Spiel haben wird.
Der Embracher Ingenieur Christian Anderau spricht im Interview über seine Arbeit an der Orion-Kapsel und über die Mondmission «Artemis 1».
Seit etwas mehr als zwei Wochen ist die Orion-Kapsel im Weltall, wie haben Sie den Start erlebt?
Ich war am 16. November im Homeoffice und habe bereits um 6 Uhr in der Früh den Livestream der NASA geschaut. Es war schon sehr aufregend, den Start und das Zünden der Raketentriebwerke mitzuverfolgen. Ich war aber vor allem froh, dass beim Start alles glattlief, zumal es sich um einen Erstflug der stärksten Rakete der Welt handelte. Hätte das Orion-Raumschiff mit unseren Mechanismen an Board nicht in den Weltraum gebracht werden können, hätten wir jetzt keine Daten, ob unsere Systeme funktionieren oder nicht.
Was genau haben Sie zur aktuellen Artemis-Mission beigetragen?
Unser Team und ich haben den Mechanismus gebaut, der die vier Solarwings an der Orion-Struktur zur Sonne ausrichtet, an die verschiedenen Flug-Konfigurationen anpasst und die erzeugte Energie in das Orion-Raumschiff einspeist. In meiner Funktion bin ich verantwortlich für die rechtzeitige Beschaffung aller Materialien, den Bau und die Verkabelung der Mechanismen, begleite nach Abschluss der Tests die Qualitätsabnahme und am Schluss stelle ich sogar den Lieferschein an den Kunden aus.
Wie gross ist die Erleichterung, dass Ihre Mechanismen nun in der Praxis funktionieren?
Das Raumschiff hatte nach dem Start nur Energie für etwa 30 Minuten, somit mussten die Solarwings bereits vorher entfaltet werden. Wir wussten also bereits unmittelbar nach dem Start, ob unsere Mechanismen funktionieren. Und entsprechend gross war die Erleichterung, dass alles geklappt hat.
Was halten Sie von den Plänen, zum Mond zurückzukehren?
Ich finde das faszinierend. Die Menschen waren bereits in der Vergangenheit kurzzeitig auf dem Mond. Künftig ist geplant, sich auf dem Mond einzurichten, um da auch leben und forschen zu können. Mit der geplanten Raumstation, die den Mond künftig umkreisen und als Zwischenstation für bemannte Missionen dienen soll, wird dies in den nächsten Jahren Realität. Man spürt, dass man da ein Teil von etwas Grösserem ist. In rund 10 bis 15 Jahren soll die Reise dann weiter Richtung Mars gehen, aber dieses Vorhaben halte ich persönlich noch für «zu weit entfernte Zukunftsmusik.
Inwiefern?
Die ganzen künftigen Artemis-Missionen rund um den Mond stellen bereits eine riesengrosse Herausforderung zur Umsetzung dar. Bis das alles aufgebaut ist und betrieben werden kann, wird es viele Jahre in Anspruch nehmen. Und dann über das Lunar Gateway in Richtung Mars aufzubrechen, ist technisch und logistisch eine noch grössere Herausforderung. Die gesamten Systeme müssen zuerst entsprechend weiterentwickelt und auch gebaut werden. Diesbezüglich helfen aber Missionen wie die Artemis 1, weil die dabei gesammelten Missionsdaten die Weiterentwicklung vorantreiben. Auch wir werden die gewonnenen Erkenntnisse fortlaufend für die Verbesserung unserer Mechanismen einbringen.
Die Orion-Kapsel ist noch etwas mehr als eine Woche im Weltraum. Sie müssen zurzeit bestimmt ein gefragter Gesprächspartner in Ihrem persönlichen Umfeld sein.
Meine Familie und meine engsten Freunde decke ich mit Informationen, faszinierenden Bildern und Videos ein. Das Interesse an meiner Arbeit empfinde ich als spannend und abenteuerlich. Man hat über viele Jahre etwas zusammen im Team auf dem Papier entwickelt, was tatsächlich gebaut und getestet wurde, und jetzt fliegt es im Weltall, das ist sehr eindrücklich und nach der ESA-Rosetta-Mission ein weiterer grosser Meilenstein für mich persönlich.
Dominik Müller
Momentan läuft die Mission «Artemis 1» der NASA und der ESA. An der Entwicklung des Orion-Raumschiffs war auch der Embracher Ingenieur Christian Anderau beteiligt.
Embrach. Am 16. November war es endlich so weit: Um 7.47 Uhr (MEZ) startete die «Orion»-Kapsel mit der neuen NASA-Rakete SLS «Space Launch System» vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ihre Reise zum Mond. «Artemis 1» heisst die unbemannte Mission, deren Start monatelang wegen Problemen verschoben werden musste. Die Kapsel soll noch etwas mehr als eine Woche unterwegs sein, bevor sie nach rund zwei Millionen Flugkilometern am 11. Dezember wieder zurück auf der Erde erwartet wird. Dass sie heute im All unterwegs ist, dafür ist auch ein Stück Schweizer Ingenieurskunst verantwortlich: Die Firma «Beyond Gravity» (ehemals RUAG Space) mit Sitz in Zürich hat entscheidende Mechanismen, unter anderem für die Stromversorgung des Raumschiffs, entwickelt. Der Embracher Christian Anderau war und ist als Senior Manufacturing Engineer (Fertigungsingenieur) massgeblich an diesem Projekt beteiligt.
«Als die letzten Sekunden des Start-Countdowns anbrachen, war ich schon sehr angespannt», sagt Christian Anderau. Verständlich, arbeitet er doch bereits seit rund sechs Jahren auf diesen Moment hin. An der Entwicklung des neuen Orion-Raumschiffs war nebst der NASA auch die European Space Agency (ESA) involviert. Die NASA ist für das Crew Module zuständig und führt die Mission durch, die ESA ist für das gesamte Service-Modul verantwortlich, das für Luft, Strom und Antrieb sorgt. Der Strom wird aus Solarenergie generiert. Um diese zu erzeugen, sind vier sogenannte Solarwings am Raumschiff befestigt.
Der von «Beyond Gravity» vollständig in der Schweiz entwickelte SADM (Solar Array Drive Mechanism) richtet die vier Solarwings zur Sonne aus und speist die erzeugte Energie in das Orion-Raumschiff ein. Christian Anderau ist mit seinem Team für die zeitgerechte Beschaffung aller Teile, die Montage, die Verkabelung und die rechtzeitige Übergabe ins Testing bis zur Auslieferung an den Kunden verantwortlich. «Man konstruiert etwas, dann baut man es und wenn es dann tatsächlich im Weltall im Einsatz ist, macht das einen schon sehr stolz.» Rund 19 Kilogramm wiegt einer von vier Mechanismen, die in Bremen von Airbus ins European Service Module integriert wurden.
Zur Raumfahrt kam Christian Anderau bereits im letzten Lehrjahr 1990/1991 während der Ausbildung zum Konstrukteur. «Es war immer mein Ziel, in dieser Branche zu arbeiten – allerdings nicht als Astronaut», sagt der 52-Jährige. Die Faszination hält bis heute an, das wird mit Blick in die Foto-Galerie auf seinem iPad spürbar: Unzählige Bilder der «Artemis 1»-Mission und vor allem des Orion-Raumschiffs befinden sich darauf. An den Solarwings wurden zusätzliche Kameras installiert: «Dass unser Mechanismus nun auch dazu beiträgt, solch tolle Bilder zu generieren und den Zustand des Raumschiffs zu überwachen, finde ich besonders cool», so Christian Anderau.
Täglich verfolgt er den Verlauf der Mission über Youtube. «Besonders die Rückkehr des Raumschiffs auf die Erde wird spannend zu beobachten sein», so Christian Anderau. Im Berufsalltag ist er indes längst mit der Zukunft beschäftigt: «Den Mechanismus für die zweite Artemis-Mission haben wir bereits geliefert, die Lieferung für die dritte Mission steht im Dezember an und der Bau für die vierte Mission ist bereits im vollen Gange.» Auf die aktuelle Mission soll «Artemis 2» 2024 mit Astronauten an Bord folgen. Frühestens 2025 soll ein weiterer Flug stattfinden, bei dem dann auch Menschen tatsächlich ihren Fuss auf den Mond setzen werden. Die bislang letzten Menschen waren 1972 mit der «Apollo 17»-Mission auf den Mond geflogen. Mittelfristig geht die Planung der internationalen Raumfahrt Richtung Mars – gut möglich, dass Christian Anderau auch bei diesen Missionen noch seine Finger im Spiel haben wird.
Der Embracher Ingenieur Christian Anderau spricht im Interview über seine Arbeit an der Orion-Kapsel und über die Mondmission «Artemis 1».
Seit etwas mehr als zwei Wochen ist die Orion-Kapsel im Weltall, wie haben Sie den Start erlebt?
Ich war am 16. November im Homeoffice und habe bereits um 6 Uhr in der Früh den Livestream der NASA geschaut. Es war schon sehr aufregend, den Start und das Zünden der Raketentriebwerke mitzuverfolgen. Ich war aber vor allem froh, dass beim Start alles glattlief, zumal es sich um einen Erstflug der stärksten Rakete der Welt handelte. Hätte das Orion-Raumschiff mit unseren Mechanismen an Board nicht in den Weltraum gebracht werden können, hätten wir jetzt keine Daten, ob unsere Systeme funktionieren oder nicht.
Was genau haben Sie zur aktuellen Artemis-Mission beigetragen?
Unser Team und ich haben den Mechanismus gebaut, der die vier Solarwings an der Orion-Struktur zur Sonne ausrichtet, an die verschiedenen Flug-Konfigurationen anpasst und die erzeugte Energie in das Orion-Raumschiff einspeist. In meiner Funktion bin ich verantwortlich für die rechtzeitige Beschaffung aller Materialien, den Bau und die Verkabelung der Mechanismen, begleite nach Abschluss der Tests die Qualitätsabnahme und am Schluss stelle ich sogar den Lieferschein an den Kunden aus.
Wie gross ist die Erleichterung, dass Ihre Mechanismen nun in der Praxis funktionieren?
Das Raumschiff hatte nach dem Start nur Energie für etwa 30 Minuten, somit mussten die Solarwings bereits vorher entfaltet werden. Wir wussten also bereits unmittelbar nach dem Start, ob unsere Mechanismen funktionieren. Und entsprechend gross war die Erleichterung, dass alles geklappt hat.
Was halten Sie von den Plänen, zum Mond zurückzukehren?
Ich finde das faszinierend. Die Menschen waren bereits in der Vergangenheit kurzzeitig auf dem Mond. Künftig ist geplant, sich auf dem Mond einzurichten, um da auch leben und forschen zu können. Mit der geplanten Raumstation, die den Mond künftig umkreisen und als Zwischenstation für bemannte Missionen dienen soll, wird dies in den nächsten Jahren Realität. Man spürt, dass man da ein Teil von etwas Grösserem ist. In rund 10 bis 15 Jahren soll die Reise dann weiter Richtung Mars gehen, aber dieses Vorhaben halte ich persönlich noch für «zu weit entfernte Zukunftsmusik.
Inwiefern?
Die ganzen künftigen Artemis-Missionen rund um den Mond stellen bereits eine riesengrosse Herausforderung zur Umsetzung dar. Bis das alles aufgebaut ist und betrieben werden kann, wird es viele Jahre in Anspruch nehmen. Und dann über das Lunar Gateway in Richtung Mars aufzubrechen, ist technisch und logistisch eine noch grössere Herausforderung. Die gesamten Systeme müssen zuerst entsprechend weiterentwickelt und auch gebaut werden. Diesbezüglich helfen aber Missionen wie die Artemis 1, weil die dabei gesammelten Missionsdaten die Weiterentwicklung vorantreiben. Auch wir werden die gewonnenen Erkenntnisse fortlaufend für die Verbesserung unserer Mechanismen einbringen.
Die Orion-Kapsel ist noch etwas mehr als eine Woche im Weltraum. Sie müssen zurzeit bestimmt ein gefragter Gesprächspartner in Ihrem persönlichen Umfeld sein.
Meine Familie und meine engsten Freunde decke ich mit Informationen, faszinierenden Bildern und Videos ein. Das Interesse an meiner Arbeit empfinde ich als spannend und abenteuerlich. Man hat über viele Jahre etwas zusammen im Team auf dem Papier entwickelt, was tatsächlich gebaut und getestet wurde, und jetzt fliegt es im Weltall, das ist sehr eindrücklich und nach der ESA-Rosetta-Mission ein weiterer grosser Meilenstein für mich persönlich.
Dominik Müller
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