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Donnerstag, 26. Mai 2022
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Parlare heisst lateinisch reden. Damit Parlamentarier das freie Wort führen können, wurde ihnen zum Schutze des freien Wortes vor rechtlicher Verfolgung die sogenannte parlamentarische Immunität gewährt. Wobei die Immunität selbstverständlich... weiterlesen
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Ich verbringe aktuell sehr viel Zeit auf dem Spielplatz. Was mir wahnsinnig viel Spass macht. Der Spielplatz ist irgendwie der Dancefloor der 40-Jährigen. Früher Nachtclub, jetzt Rutschbahn, Sandkasten und jegliche Brunnen, in die mein bald.. weiterlesen
Unsichere Passwörter, alte Betriebssysteme, gefälschte Mails: Schlupflöcher für Hacker gibt es viele. Doch mit ein paar Tricks kann man sich gut schützen. weiterlesen
David Kägi (links) und Lukas Spühler in ihrer neu eingerichteten Bierbrauerei. Bilder: Roger Strässle
Mit den Brauereien Old Hill in Dänikon und Ahoi Bier in Schlieren ist Schluss. Sie haben fusioniert und brauen jetzt gemeinsam im Industriequartier in Otelfingen. Ein Augenschein vor Ort.
Otelfingen. Wer vor dem Nullachtfünfzehn-Gewerbehaus an der Libernstrasse 24 im Industriequartier steht, vermutet kaum, dass hinter diesen Fassaden Hopfensaft gärt. Lässig sitzt David Kägi, leicht erhöht auf einer kleinen Holzempore, hinter dem Computer. Musik dröhnt aus den Boxen. Kägis Mitstreiter hantieren an Stahltanks herum – hier wird die hohe Braukunst zelebriert. Startbereit ist man aber noch nicht. So richtig loslegen werden die Jungunternehmer erst ab Mitte Mai, doch dazu später.
Auszeichnungen eingeheimst
Neulinge auf ihrem Gebiet sind die Brauerei-Inhaber beileibe nicht. Die Gründer des Unternehmens Ahoi Bier in Schlieren mischen den Biermarkt schon seit über zehn Jahren auf, wenn auch mit sehr geringen Mengen. Die Brauerei Old Hill – was so viel wie Altberg bedeutet – hat Kägi mit Kollegen im Jahr 2017 in Dänikon ins Leben gerufen. In keinem Lebenslauf der Jungs steht Braumeister – sie haben sich das alte Handwerk selber und in Weiterbildungen angeeignet. Doch sie verstehen ihre Sache, davon zeugen die zahlreichen Auszeichnungen, die sie bereits für ihre verschiedenen Biersorten erhalten haben. Bewirtschaftet haben sie ihre Kleinbetriebe, sowohl denjenigen in Schlieren als auch denjenigen in Dänikon, nur im Nebenerwerb. Zu gering waren die Produktionsmengen, zu klein der Ertrag. Aus den zwei Brauereien ist jetzt eine entstanden, an besagtem Standort in Otelfingen, wenige Gehminuten von der SBB-Bahnstation Golfpark entfernt. Die fusionierte Old Hill und Ahoi Bier heisst neu Ahoi Hill. Kägi und seine Freunde peilen eine Produktionsmenge von bis zu 40 000 Liter Bier pro Jahr an. Diese Quantität muss aber erst noch ihre Abnehmer finden. Da und dort sei man schon im Geschäft, doch der Kundenkreis müsse noch deutlich erweitert werden, sagt Kägi, der gelernte Koch. Denn bis heute arbeiten die Jungunternehmer «ehrenamtlich», Löhne können sie sich noch keine ausbezahlen. Doch das soll sich möglichst bald ändern, auch wenn die vier Kollegen nur Teilzeitbrauer bleiben werden – vorerst jedenfalls. Ein fünfter Mann ist mit im Boot der GmbH, doch mit dem operativen Geschäft hat er nichts zu tun.
Rohstoffe aus dem Furttal
Die Beschriftung auf dem Dreirad Ape Piaggio, das vor dem Gewerbehaus steht, verkündet die Botschaft der Produzenten: «98% Furttal im Bier.» Das ist kein Bluff – der Hopfen stammt aus Dällikon, die Gerste aus Dänikon. «Das Bier aus regionalen Zutaten herzustellen, ist uns wichtig», betont Kägi. Nachhaltigkeit verlange, dass Kreisläufe geschlossen würden. So liefere man den Treber, also den Rückstand des Braumalzes, einem Bauer in Dällikon, der ihn seinen Kühen verfüttere.
Nachhaltigkeit ist das eine Thema, Vielfalt in der Braukunst der Biere das andere. Und so steht auf dem Piaggio der Ahoi Hill noch eine andere Botschaft: «Nöd all glaubed as Herrgöttli.» Das ist eine Anspielung auf das immer gleiche Blonde im Bierglas. Die Biersorten haben seit dem Wegfall des Kartells deutlich an Kreativität gewonnen. Entsprechend braut man in Otelfingen verschiedene Sorten und Geschmacksrichtungen.
Übrigens – der Piaggio von Ahoi Hill ist, wie könnte es anders sein, mit vier Zapfhahnen ausgestattet. Kägi nennt ihn deshalb Bieraggio. Das Fahrzeug soll als Durstlöscher auch an Firmenanlässen, Hochzeiten und dergleichen mehr zum Handkuss kommen.
Einzige Brauerei der Region
Die Braukunst hat im Dorf Tradition: Unweit von der historischen Mühle Otelfingen, dem heutigen Kulturlokal, hat man einst auch gebraut. Salomon Schibli liess für seinen Sohn – der den Brauerberuf erlernt hatte – eine solche Produktionsstätte aufstellen, die 1879 unter dem Namen des Sohnes, Friedrich Salomon II Schibli, den Betrieb aufnahm. Hier wurde dunkles und helles Bier aus mährischem Malz und bayrischem Hopfen gebraut. 1917 ist die lokale Brauerei Schibli letztmals im Firmenverzeichnis des Kantons Zürich vermeldet. Nach dem Tod von Friedrich Salomon II Schibli 1929 und dem Abbruch des Braukessels samt Ofen 1930 war diese Ära vorbei (Quelle: Rundgang durch Otelfingen, Das Haus zur Brauerei. Ein Stück Wirtshaus- und Brauereigeschichte, Dr. Erika Feier-Erni).
Hundert Jahre später wird das Handwerk mit dem Braukessel in Otelfingen aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Die Ahoi Hill ist die einzige Brauerei im Furttal.
Industrie neu beleben
Mit dem «Campus Treff», so der Name des neuen Lokals, gestaltet Erich Lasowsky ein industriegemütliches Zentrum für Gastronomie, Kultur und Austausch. Der Treffpunkt soll mithelfen, die «schlafende» Industrie in Otelfingen neu zu beleben, wie er betont. Lasowsky obliegt die Campus-Koordination. Er bezeichnet den Ort als einen möglichen neuen «Hotspot in der Agglomeration». Start-ups seien willkommen und dürfen auf das Wohlwollen und Mitwirken der Gemeinde zählen, so Lasowsky. Er selber realisiert derzeit im Gewerbehaus mit dem Charme der 1980er Jahre eine Gaststätte mit Mittagsmenü, Meeting- und Eventräumen sowie einem Barbetrieb – gestaltet im Industrie-Design. Die Eröffnung ist auf Anfang Mai geplant.
Die in den Nebenräumen produzierenden Bierbrauer werden hier ihre diversen Hopfen- und Malzkreationen ausschenken. So wird am Freitag das «Fritigs-Bier» feilgeboten, an diesem Tag ist auch ein Rampenverkauf vorgesehen. Momentan herrscht noch Baustellencharakter rund um die neuen Räumlichkeiten im Industriequartier. Doch Bar und Restaurant nehmen Formen an und das Ahoi-Hill-Bier gärt bereits vor sich hin.
Roger Strässle
David Kägi (links) und Lukas Spühler in ihrer neu eingerichteten Bierbrauerei. Bilder: Roger Strässle
Mit den Brauereien Old Hill in Dänikon und Ahoi Bier in Schlieren ist Schluss. Sie haben fusioniert und brauen jetzt gemeinsam im Industriequartier in Otelfingen. Ein Augenschein vor Ort.
Otelfingen. Wer vor dem Nullachtfünfzehn-Gewerbehaus an der Libernstrasse 24 im Industriequartier steht, vermutet kaum, dass hinter diesen Fassaden Hopfensaft gärt. Lässig sitzt David Kägi, leicht erhöht auf einer kleinen Holzempore, hinter dem Computer. Musik dröhnt aus den Boxen. Kägis Mitstreiter hantieren an Stahltanks herum – hier wird die hohe Braukunst zelebriert. Startbereit ist man aber noch nicht. So richtig loslegen werden die Jungunternehmer erst ab Mitte Mai, doch dazu später.
Auszeichnungen eingeheimst
Neulinge auf ihrem Gebiet sind die Brauerei-Inhaber beileibe nicht. Die Gründer des Unternehmens Ahoi Bier in Schlieren mischen den Biermarkt schon seit über zehn Jahren auf, wenn auch mit sehr geringen Mengen. Die Brauerei Old Hill – was so viel wie Altberg bedeutet – hat Kägi mit Kollegen im Jahr 2017 in Dänikon ins Leben gerufen. In keinem Lebenslauf der Jungs steht Braumeister – sie haben sich das alte Handwerk selber und in Weiterbildungen angeeignet. Doch sie verstehen ihre Sache, davon zeugen die zahlreichen Auszeichnungen, die sie bereits für ihre verschiedenen Biersorten erhalten haben. Bewirtschaftet haben sie ihre Kleinbetriebe, sowohl denjenigen in Schlieren als auch denjenigen in Dänikon, nur im Nebenerwerb. Zu gering waren die Produktionsmengen, zu klein der Ertrag. Aus den zwei Brauereien ist jetzt eine entstanden, an besagtem Standort in Otelfingen, wenige Gehminuten von der SBB-Bahnstation Golfpark entfernt. Die fusionierte Old Hill und Ahoi Bier heisst neu Ahoi Hill. Kägi und seine Freunde peilen eine Produktionsmenge von bis zu 40 000 Liter Bier pro Jahr an. Diese Quantität muss aber erst noch ihre Abnehmer finden. Da und dort sei man schon im Geschäft, doch der Kundenkreis müsse noch deutlich erweitert werden, sagt Kägi, der gelernte Koch. Denn bis heute arbeiten die Jungunternehmer «ehrenamtlich», Löhne können sie sich noch keine ausbezahlen. Doch das soll sich möglichst bald ändern, auch wenn die vier Kollegen nur Teilzeitbrauer bleiben werden – vorerst jedenfalls. Ein fünfter Mann ist mit im Boot der GmbH, doch mit dem operativen Geschäft hat er nichts zu tun.
Rohstoffe aus dem Furttal
Die Beschriftung auf dem Dreirad Ape Piaggio, das vor dem Gewerbehaus steht, verkündet die Botschaft der Produzenten: «98% Furttal im Bier.» Das ist kein Bluff – der Hopfen stammt aus Dällikon, die Gerste aus Dänikon. «Das Bier aus regionalen Zutaten herzustellen, ist uns wichtig», betont Kägi. Nachhaltigkeit verlange, dass Kreisläufe geschlossen würden. So liefere man den Treber, also den Rückstand des Braumalzes, einem Bauer in Dällikon, der ihn seinen Kühen verfüttere.
Nachhaltigkeit ist das eine Thema, Vielfalt in der Braukunst der Biere das andere. Und so steht auf dem Piaggio der Ahoi Hill noch eine andere Botschaft: «Nöd all glaubed as Herrgöttli.» Das ist eine Anspielung auf das immer gleiche Blonde im Bierglas. Die Biersorten haben seit dem Wegfall des Kartells deutlich an Kreativität gewonnen. Entsprechend braut man in Otelfingen verschiedene Sorten und Geschmacksrichtungen.
Übrigens – der Piaggio von Ahoi Hill ist, wie könnte es anders sein, mit vier Zapfhahnen ausgestattet. Kägi nennt ihn deshalb Bieraggio. Das Fahrzeug soll als Durstlöscher auch an Firmenanlässen, Hochzeiten und dergleichen mehr zum Handkuss kommen.
Einzige Brauerei der Region
Die Braukunst hat im Dorf Tradition: Unweit von der historischen Mühle Otelfingen, dem heutigen Kulturlokal, hat man einst auch gebraut. Salomon Schibli liess für seinen Sohn – der den Brauerberuf erlernt hatte – eine solche Produktionsstätte aufstellen, die 1879 unter dem Namen des Sohnes, Friedrich Salomon II Schibli, den Betrieb aufnahm. Hier wurde dunkles und helles Bier aus mährischem Malz und bayrischem Hopfen gebraut. 1917 ist die lokale Brauerei Schibli letztmals im Firmenverzeichnis des Kantons Zürich vermeldet. Nach dem Tod von Friedrich Salomon II Schibli 1929 und dem Abbruch des Braukessels samt Ofen 1930 war diese Ära vorbei (Quelle: Rundgang durch Otelfingen, Das Haus zur Brauerei. Ein Stück Wirtshaus- und Brauereigeschichte, Dr. Erika Feier-Erni).
Hundert Jahre später wird das Handwerk mit dem Braukessel in Otelfingen aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Die Ahoi Hill ist die einzige Brauerei im Furttal.
Industrie neu beleben
Mit dem «Campus Treff», so der Name des neuen Lokals, gestaltet Erich Lasowsky ein industriegemütliches Zentrum für Gastronomie, Kultur und Austausch. Der Treffpunkt soll mithelfen, die «schlafende» Industrie in Otelfingen neu zu beleben, wie er betont. Lasowsky obliegt die Campus-Koordination. Er bezeichnet den Ort als einen möglichen neuen «Hotspot in der Agglomeration». Start-ups seien willkommen und dürfen auf das Wohlwollen und Mitwirken der Gemeinde zählen, so Lasowsky. Er selber realisiert derzeit im Gewerbehaus mit dem Charme der 1980er Jahre eine Gaststätte mit Mittagsmenü, Meeting- und Eventräumen sowie einem Barbetrieb – gestaltet im Industrie-Design. Die Eröffnung ist auf Anfang Mai geplant.
Die in den Nebenräumen produzierenden Bierbrauer werden hier ihre diversen Hopfen- und Malzkreationen ausschenken. So wird am Freitag das «Fritigs-Bier» feilgeboten, an diesem Tag ist auch ein Rampenverkauf vorgesehen. Momentan herrscht noch Baustellencharakter rund um die neuen Räumlichkeiten im Industriequartier. Doch Bar und Restaurant nehmen Formen an und das Ahoi-Hill-Bier gärt bereits vor sich hin.
Roger Strässle
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