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Donnerstag, 28. Januar 2021
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«Ich wünsche mir, dass es so etwas wie Chancengleichheit gibt», sagt Hanna Luginbühl. Im Caritas-Projekt Copilot setzt sie sich als Freiwillige dafür ein. Foto: Sabine Schneiter
Als Freiwillige hilft Hanna Luginbühl sozial benachteiligten Familien bei der Navigation durch das Schweizer Schulsystem. Und manchmal wird die Rümlangerin dabei auch ein bisschen zum Grossmutter-Ersatz.
Rümlang. «Ich habe stets Glück gehabt im Leben», sagt Hanna Luginbühl, und lässt den Blick über ihren üppigen Garten schweifen. Sie hat zwei Kinder grossgezogen, als Heilpädagogin gearbeitet und ist vor zehn Jahren mit ihrem Partner zurückgekehrt in ihr Elternhaus in Rümlang. Nun möchte die 72-Jährige von ihrem Glück etwas weitergeben – an Menschen, die es im Leben schwieriger haben als sie selbst. Deshalb hat sie sich vor einigen Jahren bei Caritas als Freiwillige für das Projekt Copilot gemeldet. Seither hat sie schon drei Familien mit jungen Kindern dabei geholfen, sich beim Eintritt in das Schweizer Schulsystem zurechtzufinden; aktuell betreut sie ihre vierte Familie, die aus Sri Lanka stammt und in der Stadt Zürich lebt. Wöchentlich nimmt Luginbühl mit den Eltern Kontakt auf, abwechslungsweise am Telefon oder bei einem persönlichen Besuch.
Dabei erklärt sie der Familie, wie das Schulsystem in der Schweiz funktioniert. Und sie fragt, was sich die Eltern für die Zukunft ihrer Kinder wünschen. «Ich zeige ihnen dann auf, wie der Weg dorthin aussehen könnte», sagt Luginbühl.
Auch bei der Bewältigung von praktischen Dingen im Schulalltag hilft die Copilotin aus Rümlang, etwa wenn es darum geht, die Elternpost zu bewältigen. «Manche Lehrpersonen bombardieren die Eltern ja regelrecht mit Briefen und Aufträgen», sagt sie. Schulausflüge, Räben schnitzen, Anmeldungen zum Elternabend, da ist es nicht immer einfach, die Übersicht zu behalten, erst recht nicht, wenn es ausserdem an Deutschkenntnissen fehlt. Luginbühl erinnert sich an eine Familie, die vom Kindergarten den Auftrag hatte, etwas aus Filz zu basteln. «Ich musste erst einmal erklären, was Filz ist und wo man das bekommt.» Dieser Seitenwechsel, sagt Luginbühl, tue ihr, als ehemalige Heilpädagogin, gut. «Als Lehrer schimpft man manchmal über die Eltern, die nicht alles so erledigen, wie man es gerne hätte. Und jetzt merke ich, dass das gar nicht so einfach ist.»
An ihrem Engagement schätzt Luginbühl auch die Einblicke in fremde Kulturen. «Beim Reisen sieht man ja vor allem Landschaften, hier aber bekomme ich Einblicke, die sich sonst nicht ergeben würden», sagt sie. Die Familien wiederum würden sich freuen, wenn sie ihr Interesse spürten, und wenn sie sie besuche. «Es ist wichtig für sie, dass einmal jemand aus der Schweiz zu ihnen nach Hause kommt. Es gibt ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit.» Die Familien, die sie bisher kennengelernt hat – alle mit Migrationshintergrund –, hätten sonst kaum Kontakt gehabt mit Schweizern. «Das System ist nicht so durchlässig, wie es vielleicht scheint», sagt Luginbühl.
Manchmal muss die Copilotin aber auch abwehren. Zum Beispiel wenn sie zum Essen eingeladen wird. Denn Caritas rät davon ab, sich als Freiwillige von der Familie zum Essen einladen zu lassen und Geschenke sind im Rahmen von Copilot nicht erwünscht. «Das ist auch zu unserem Schutz, dass wir Freiwilligen uns klar abgrenzen können», erklärt Luginbühl. Dass das nicht immer ganz einfach ist, hat sie selber schon erlebt, etwa als eine ihrer Familien in finanzieller Not steckte. «Natürlich würde man dann gerne helfen», sagt sie.
Anstelle von materieller Unterstützung kann sie den Familien aber zeigen, welche Angebote in der Stadt Zürich gratis sind und wo sie welche Vergünstigungen erhalten. Auch bei Arztbesuchen oder Elternabenden ist Luginbühl hin und wieder dabei, oder sie nimmt sich Zeit, um mit den Kindern zu spielen. «In meinem Alter wird man automatisch zum Grossmutter-Ersatz», sagt die 72-Jährige, die selber fünf Enkel hat.
Wie persönlich die Beziehung zu den betreuten Familien wird, das ist den Copilotinnen und Copiloten selber überlassen. Zu einer Familie hat Hanna Luginbühl den Kontakt bis heute gehalten, obwohl das offizielle Engagement jeweils nach einem Jahr ausläuft. Bei all ihren Familien habe sie aber grosse Anstrengungen feststellen können, um die eigene Situation zu verbessern und beispielsweise von der Sozialhilfe wegzukommen. «Ich bewundere diese Leute», sagt sie. «Sie wollen ihr Leben selber gestalten und für sich aufkommen. Das braucht einen ganz anderen Drive, als ich ihn jemals hatte.» Diesen Bemühungen mit Wertschätzung zu begegnen und sie zu unterstützen, das ist Hanna Luginbühl wichtig. «Die Chancen sind ungleich verteilt», sagt sie. «Aber ich wünsche mir, dass es so etwas wie Chancengleichheit gibt. Dafür lohnt es sich, dranzubleiben.»
Sabine Schneiter
Dass Eltern das hiesige Schulsystem kennen, ist eine Voraussetzung für das gute Gelingen des Schuleintritts und dafür, dass die Schulzeit der Kinder erfolgreich verläuft – auf diesem Grundsatz basiert das Projekt Copilot von Caritas. Deshalb vermittelt das Projekt Eltern mit Kindern im Alter von drei bis acht Jahren freiwillige Personen, die ihnen beim Schulstart helfen.
Das Angebot richtet sich an Familien, deren Lebenssituation durch zwei oder mehrere folgender Faktoren geprägt ist: Migrationshintergrund, alleinerziehender Elternteil, knappe finanzielle Mittel, soziale Isolation, kulturelle oder gesundheitliche Unterversorgung, Bildungsferne oder Fremdsprachigkeit. Aktuell gibt es das Projekt nur für Familien in der Stadt Zürich.
Als Freiwillige kommen erfahrene Männer und Frauen infrage, die sich in der Zürcher Bildungslandschaft auskennen und bereit sind zu zwei bis vier Kontakten pro Monat in Form von persönlichen Treffen oder Telefongesprächen. Zum Beginn des kommenden Schuljahres werden weitere Freiwillige gesucht. Auskunft dazu erteilt Kristien Mouysset, Leiterin Copilot: k.mouysset@caritas-zuerich.ch.
(red)
«Ich wünsche mir, dass es so etwas wie Chancengleichheit gibt», sagt Hanna Luginbühl. Im Caritas-Projekt Copilot setzt sie sich als Freiwillige dafür ein. Foto: Sabine Schneiter
Als Freiwillige hilft Hanna Luginbühl sozial benachteiligten Familien bei der Navigation durch das Schweizer Schulsystem. Und manchmal wird die Rümlangerin dabei auch ein bisschen zum Grossmutter-Ersatz.
Rümlang. «Ich habe stets Glück gehabt im Leben», sagt Hanna Luginbühl, und lässt den Blick über ihren üppigen Garten schweifen. Sie hat zwei Kinder grossgezogen, als Heilpädagogin gearbeitet und ist vor zehn Jahren mit ihrem Partner zurückgekehrt in ihr Elternhaus in Rümlang. Nun möchte die 72-Jährige von ihrem Glück etwas weitergeben – an Menschen, die es im Leben schwieriger haben als sie selbst. Deshalb hat sie sich vor einigen Jahren bei Caritas als Freiwillige für das Projekt Copilot gemeldet. Seither hat sie schon drei Familien mit jungen Kindern dabei geholfen, sich beim Eintritt in das Schweizer Schulsystem zurechtzufinden; aktuell betreut sie ihre vierte Familie, die aus Sri Lanka stammt und in der Stadt Zürich lebt. Wöchentlich nimmt Luginbühl mit den Eltern Kontakt auf, abwechslungsweise am Telefon oder bei einem persönlichen Besuch.
Dabei erklärt sie der Familie, wie das Schulsystem in der Schweiz funktioniert. Und sie fragt, was sich die Eltern für die Zukunft ihrer Kinder wünschen. «Ich zeige ihnen dann auf, wie der Weg dorthin aussehen könnte», sagt Luginbühl.
Auch bei der Bewältigung von praktischen Dingen im Schulalltag hilft die Copilotin aus Rümlang, etwa wenn es darum geht, die Elternpost zu bewältigen. «Manche Lehrpersonen bombardieren die Eltern ja regelrecht mit Briefen und Aufträgen», sagt sie. Schulausflüge, Räben schnitzen, Anmeldungen zum Elternabend, da ist es nicht immer einfach, die Übersicht zu behalten, erst recht nicht, wenn es ausserdem an Deutschkenntnissen fehlt. Luginbühl erinnert sich an eine Familie, die vom Kindergarten den Auftrag hatte, etwas aus Filz zu basteln. «Ich musste erst einmal erklären, was Filz ist und wo man das bekommt.» Dieser Seitenwechsel, sagt Luginbühl, tue ihr, als ehemalige Heilpädagogin, gut. «Als Lehrer schimpft man manchmal über die Eltern, die nicht alles so erledigen, wie man es gerne hätte. Und jetzt merke ich, dass das gar nicht so einfach ist.»
An ihrem Engagement schätzt Luginbühl auch die Einblicke in fremde Kulturen. «Beim Reisen sieht man ja vor allem Landschaften, hier aber bekomme ich Einblicke, die sich sonst nicht ergeben würden», sagt sie. Die Familien wiederum würden sich freuen, wenn sie ihr Interesse spürten, und wenn sie sie besuche. «Es ist wichtig für sie, dass einmal jemand aus der Schweiz zu ihnen nach Hause kommt. Es gibt ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit.» Die Familien, die sie bisher kennengelernt hat – alle mit Migrationshintergrund –, hätten sonst kaum Kontakt gehabt mit Schweizern. «Das System ist nicht so durchlässig, wie es vielleicht scheint», sagt Luginbühl.
Manchmal muss die Copilotin aber auch abwehren. Zum Beispiel wenn sie zum Essen eingeladen wird. Denn Caritas rät davon ab, sich als Freiwillige von der Familie zum Essen einladen zu lassen und Geschenke sind im Rahmen von Copilot nicht erwünscht. «Das ist auch zu unserem Schutz, dass wir Freiwilligen uns klar abgrenzen können», erklärt Luginbühl. Dass das nicht immer ganz einfach ist, hat sie selber schon erlebt, etwa als eine ihrer Familien in finanzieller Not steckte. «Natürlich würde man dann gerne helfen», sagt sie.
Anstelle von materieller Unterstützung kann sie den Familien aber zeigen, welche Angebote in der Stadt Zürich gratis sind und wo sie welche Vergünstigungen erhalten. Auch bei Arztbesuchen oder Elternabenden ist Luginbühl hin und wieder dabei, oder sie nimmt sich Zeit, um mit den Kindern zu spielen. «In meinem Alter wird man automatisch zum Grossmutter-Ersatz», sagt die 72-Jährige, die selber fünf Enkel hat.
Wie persönlich die Beziehung zu den betreuten Familien wird, das ist den Copilotinnen und Copiloten selber überlassen. Zu einer Familie hat Hanna Luginbühl den Kontakt bis heute gehalten, obwohl das offizielle Engagement jeweils nach einem Jahr ausläuft. Bei all ihren Familien habe sie aber grosse Anstrengungen feststellen können, um die eigene Situation zu verbessern und beispielsweise von der Sozialhilfe wegzukommen. «Ich bewundere diese Leute», sagt sie. «Sie wollen ihr Leben selber gestalten und für sich aufkommen. Das braucht einen ganz anderen Drive, als ich ihn jemals hatte.» Diesen Bemühungen mit Wertschätzung zu begegnen und sie zu unterstützen, das ist Hanna Luginbühl wichtig. «Die Chancen sind ungleich verteilt», sagt sie. «Aber ich wünsche mir, dass es so etwas wie Chancengleichheit gibt. Dafür lohnt es sich, dranzubleiben.»
Sabine Schneiter
Dass Eltern das hiesige Schulsystem kennen, ist eine Voraussetzung für das gute Gelingen des Schuleintritts und dafür, dass die Schulzeit der Kinder erfolgreich verläuft – auf diesem Grundsatz basiert das Projekt Copilot von Caritas. Deshalb vermittelt das Projekt Eltern mit Kindern im Alter von drei bis acht Jahren freiwillige Personen, die ihnen beim Schulstart helfen.
Das Angebot richtet sich an Familien, deren Lebenssituation durch zwei oder mehrere folgender Faktoren geprägt ist: Migrationshintergrund, alleinerziehender Elternteil, knappe finanzielle Mittel, soziale Isolation, kulturelle oder gesundheitliche Unterversorgung, Bildungsferne oder Fremdsprachigkeit. Aktuell gibt es das Projekt nur für Familien in der Stadt Zürich.
Als Freiwillige kommen erfahrene Männer und Frauen infrage, die sich in der Zürcher Bildungslandschaft auskennen und bereit sind zu zwei bis vier Kontakten pro Monat in Form von persönlichen Treffen oder Telefongesprächen. Zum Beginn des kommenden Schuljahres werden weitere Freiwillige gesucht. Auskunft dazu erteilt Kristien Mouysset, Leiterin Copilot: k.mouysset@caritas-zuerich.ch.
(red)
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