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Sonntag, 7. März 2021
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Ich lese: Der Genfer Staatsrat Pierre Maudet sei wegen Vorteilsannahme gerichtlich verurteil worden. Er hat sich und seine Familie auf eine sehr teure, bezahlte Luxusreise an ein Autorennen nach Abu Dhabi einladen lassen. Er muss neben einer hohen... weiterlesen
TV: «Dunkirk» Im Frühjahr 1940 haben Hitlers Truppen Belgien, Holland und Teile Frankreichs überrannt und die übrig gebliebenen französisch-britischen Streitkräfte in einem kleinen Küstengebiet bei Dünkirchen eingekesselt. In einer einzigartigen... weiterlesen
Es war ein nasser Samstag im Februar 2020, als es nach 22 Uhr vor unserem Balkon plötzlich wahnsinnig hell wurde. Da war Blaulicht. Filmlicht. Mehrere Polizeiautos. Kameras. Gewusel. Und ein Haufen Polizisten. Ich, ganz Gafferin im Herz, machte es.. weiterlesen
Theoretisch verfügt die Schweiz über Pandemie-Erfahrung. Die Behörden agierten während der Spanischen Grippe 1918 ähnlich wie heute. Daraus könnte man lernen. weiterlesen
Die Dänikerin Lina Frei feierte ihren 95. Geburtstag zusammen mit ihrem Sohn Jürg, Schwiegertochter Ursula und Tochter Ursula (v.l.n.r.). Nicht zu sehen ist ihr drittes Kind Renate. Foto: zvg
Lina Frei ist die älteste Einwohnerin von Dänikon. Und dass sie just am 5. Februar, ihrem 95. Geburtstag, die Covid-Impfung bekam, ist nicht das Einzige, was die heitere Jubilarin mit Jahrgang 1926 so speziell macht.
Dänikon. «Ich wollte gar nicht unbedingt so alt werden, es ist einfach passiert», scherzt die schlanke, weisshaarige Lina Frei, die am Freitag vor einer Woche ihren 95. Geburtstag gefeiert hat. «Ich habe gedacht, der Tag gehe ganz sang- und klanglos vorbei», meint die älteste Dänikerin bescheiden. Aber das sahen ihre vier Kinder, Renate, Ursula, Beat und Jürg ganz und gar nicht gleich. Die Mutter wohnt noch immer selbstständig in der Wohnung an der alten Landstrasse, wo sie alle aufgewachsen sind. Im obersten Stock, ohne Lift. Coronabedingt wird das Essen, Fischknusperli, Schnitzel und Spinat, aus dem Restaurant in ihre Wohnung geliefert, als sie begleitet von ihren Töchtern von der Arztpraxis heimkommt. Dort hat sie soeben die Covid-Impfung erhalten. Zu fünft, wie es erlaubt ist, wird getafelt am Tisch mit dem grossgeblümten Wachstischtuch. Alte Erinnerungen, wie sich der Bruder vor dem Abwaschen gedrückt hatte, oder dass der Vater eigentlich gar nicht so eine grosse Familie wollte, werden ausgetauscht.
Lina Frei scheint sehr gerne Mutter und Hausfrau gewesen zu sein. «Ich habe, glaube ich, auch nicht ganz alles falsch gemacht», meint sie mit scherzhaftem Blick auf ihre längst erwachsenen Kinder rund um den Tisch. Ihr Mann Fredy, mit dem sie gut 50 Jahre verheiratet war, verwaltete die Landwirtschaftliche Genossenschaft in Otelfingen. Dort beim Bahnhof pflegte Lina Frei jahrelang einen grossen Garten. Mit dem Velo fuhr sie jeweils zum Jäten, Umstechen, Säen und Ernten ins Nachbardorf.
Auch sonst scheint sie recht sportlich gewesen zu sein, unzählige Berge hat sie mit ihrem Mann zusammen bestiegen. Und noch heute kennt sie sehr viele Gipfel mit Namen. Natürlich schwinden ihre Kräfte; sie ist froh, wenn sie sich noch selber etwas kochen kann und dann den Abwasch schafft. «Dann bin ich todmüde und gehe meist etwas schlafen.» Dank lieber Nachbarinnen und der Fürsorge ihrer Kinder, die in umliegenden Gemeinden wohnen, sei es noch möglich, zu Hause zu leben. Sie meldet sich mit täglichen WhatsApps, bebilderten Mails - wenn es ihr ganz gut geht, sogar in Reimform. Da ploppt es dann etwa so auf dem Bildschirm ihrer Kinder auf: «Geschter hani Ärger mit em Compi gha, hett en chönne zämeschla, dä seig europacompatibel, nei es Buech mit siebe Siegel! Über de Wäg chasch dem nöd traue, dä staht uf Chriegsfuess mit dene alte Fraue. Mine Befehl chunnt de eifach nöd na, (oder chumm ächt ich nöd na). Ja so gat d Zyt ume, ich weiss nöd wie, jetzt sötti mi id Chuchi verzieh, jäsoo und zersch mini Frise na richte, drum höri uf jetzt mit mine Gschichte. Eu allne wünschi en schöne Tag, wänn mögli ohni Niederschlag.»
Lina Frei hat in Kursen der Pro Senectute sowohl den Umgang mit dem Computer gelernt, auf dem sie in der Folge präzis formulierte Kindheitserinnerungen, ellenlange Schnitzelbänke und Gedichte schrieb, wie auch das Benützen eines Handys. Dass das alte Tastenmodell dann durch ein Smartphone ersetzt wurde, stand ausser Frage. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, wie einfach Lina Frei aufgewachsen ist. Auf einem Bauernhof in Esslingen bei Egg, ohne Warmwasser, mit einem zweilöchrigen Holzherd, wo das Abdecken der Grundbedürfnisse einer vielköpfigen Mehrgenerationenfamilie noch viel Kraft und Mühe kostete. Einen Beruf konnte die Schulabgängerin Lina in den Kriegsjahren nicht lernen. «Ich hätte auch gar nicht gewusst, was», meint sie versöhnlich. Zu tun gab es genug und Lina ging ihrer geliebten Mutter gerne zur Hand. In der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Zollikerberg, wo auch ihr Mann angestellt war, erledigte sie später etwas Büroarbeiten und zusammen zogen sie in den frühen Siebzigerjahren nach Dänikon.
Ob sie etwas anders machen würde, wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte? Ja, mehr Reisen würde sie unternehmen. Als Witwe erst entdeckte sie mit ihren Töchtern und anderen Frauen zusammen Destinationen wie Berlin, Budapest, Wien und Paris. Das seien tolle Erinnerungen. Und den Traum vom Klavierspielen hätte sie vielleicht auch etwas früher schon realisieren sollen, nicht erst mit über 80, als eines ihrer acht Enkelkinder das Keyboard nicht mehr brauchte.
Susanne Franklin
Die Dänikerin Lina Frei feierte ihren 95. Geburtstag zusammen mit ihrem Sohn Jürg, Schwiegertochter Ursula und Tochter Ursula (v.l.n.r.). Nicht zu sehen ist ihr drittes Kind Renate. Foto: zvg
Lina Frei ist die älteste Einwohnerin von Dänikon. Und dass sie just am 5. Februar, ihrem 95. Geburtstag, die Covid-Impfung bekam, ist nicht das Einzige, was die heitere Jubilarin mit Jahrgang 1926 so speziell macht.
Dänikon. «Ich wollte gar nicht unbedingt so alt werden, es ist einfach passiert», scherzt die schlanke, weisshaarige Lina Frei, die am Freitag vor einer Woche ihren 95. Geburtstag gefeiert hat. «Ich habe gedacht, der Tag gehe ganz sang- und klanglos vorbei», meint die älteste Dänikerin bescheiden. Aber das sahen ihre vier Kinder, Renate, Ursula, Beat und Jürg ganz und gar nicht gleich. Die Mutter wohnt noch immer selbstständig in der Wohnung an der alten Landstrasse, wo sie alle aufgewachsen sind. Im obersten Stock, ohne Lift. Coronabedingt wird das Essen, Fischknusperli, Schnitzel und Spinat, aus dem Restaurant in ihre Wohnung geliefert, als sie begleitet von ihren Töchtern von der Arztpraxis heimkommt. Dort hat sie soeben die Covid-Impfung erhalten. Zu fünft, wie es erlaubt ist, wird getafelt am Tisch mit dem grossgeblümten Wachstischtuch. Alte Erinnerungen, wie sich der Bruder vor dem Abwaschen gedrückt hatte, oder dass der Vater eigentlich gar nicht so eine grosse Familie wollte, werden ausgetauscht.
Lina Frei scheint sehr gerne Mutter und Hausfrau gewesen zu sein. «Ich habe, glaube ich, auch nicht ganz alles falsch gemacht», meint sie mit scherzhaftem Blick auf ihre längst erwachsenen Kinder rund um den Tisch. Ihr Mann Fredy, mit dem sie gut 50 Jahre verheiratet war, verwaltete die Landwirtschaftliche Genossenschaft in Otelfingen. Dort beim Bahnhof pflegte Lina Frei jahrelang einen grossen Garten. Mit dem Velo fuhr sie jeweils zum Jäten, Umstechen, Säen und Ernten ins Nachbardorf.
Auch sonst scheint sie recht sportlich gewesen zu sein, unzählige Berge hat sie mit ihrem Mann zusammen bestiegen. Und noch heute kennt sie sehr viele Gipfel mit Namen. Natürlich schwinden ihre Kräfte; sie ist froh, wenn sie sich noch selber etwas kochen kann und dann den Abwasch schafft. «Dann bin ich todmüde und gehe meist etwas schlafen.» Dank lieber Nachbarinnen und der Fürsorge ihrer Kinder, die in umliegenden Gemeinden wohnen, sei es noch möglich, zu Hause zu leben. Sie meldet sich mit täglichen WhatsApps, bebilderten Mails - wenn es ihr ganz gut geht, sogar in Reimform. Da ploppt es dann etwa so auf dem Bildschirm ihrer Kinder auf: «Geschter hani Ärger mit em Compi gha, hett en chönne zämeschla, dä seig europacompatibel, nei es Buech mit siebe Siegel! Über de Wäg chasch dem nöd traue, dä staht uf Chriegsfuess mit dene alte Fraue. Mine Befehl chunnt de eifach nöd na, (oder chumm ächt ich nöd na). Ja so gat d Zyt ume, ich weiss nöd wie, jetzt sötti mi id Chuchi verzieh, jäsoo und zersch mini Frise na richte, drum höri uf jetzt mit mine Gschichte. Eu allne wünschi en schöne Tag, wänn mögli ohni Niederschlag.»
Lina Frei hat in Kursen der Pro Senectute sowohl den Umgang mit dem Computer gelernt, auf dem sie in der Folge präzis formulierte Kindheitserinnerungen, ellenlange Schnitzelbänke und Gedichte schrieb, wie auch das Benützen eines Handys. Dass das alte Tastenmodell dann durch ein Smartphone ersetzt wurde, stand ausser Frage. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, wie einfach Lina Frei aufgewachsen ist. Auf einem Bauernhof in Esslingen bei Egg, ohne Warmwasser, mit einem zweilöchrigen Holzherd, wo das Abdecken der Grundbedürfnisse einer vielköpfigen Mehrgenerationenfamilie noch viel Kraft und Mühe kostete. Einen Beruf konnte die Schulabgängerin Lina in den Kriegsjahren nicht lernen. «Ich hätte auch gar nicht gewusst, was», meint sie versöhnlich. Zu tun gab es genug und Lina ging ihrer geliebten Mutter gerne zur Hand. In der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Zollikerberg, wo auch ihr Mann angestellt war, erledigte sie später etwas Büroarbeiten und zusammen zogen sie in den frühen Siebzigerjahren nach Dänikon.
Ob sie etwas anders machen würde, wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte? Ja, mehr Reisen würde sie unternehmen. Als Witwe erst entdeckte sie mit ihren Töchtern und anderen Frauen zusammen Destinationen wie Berlin, Budapest, Wien und Paris. Das seien tolle Erinnerungen. Und den Traum vom Klavierspielen hätte sie vielleicht auch etwas früher schon realisieren sollen, nicht erst mit über 80, als eines ihrer acht Enkelkinder das Keyboard nicht mehr brauchte.
Susanne Franklin
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