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Mittwoch, 21. April 2021
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Alt-Bundesrat Pascal Couchepin – ein langjähriger EU-Beitrittsbefürworter – klagte kürzlich, die SVP habe die Schweizer Politik mit ihren Forderungen «jahrelang vor sich hergetrieben». Er meinte wohl den Einsatz für eine freie, unabhängige Schweiz... weiterlesen
TV: «Jagd auf Roter Oktober» Die Welt befindet sich noch in den Zeiten des Kalten Krieges, als der russische Kapitän Ramius (Sean Connery) beschliesst, sich mit seinem Atom-U-Boot «Rote Oktober» in die USA abzusetzen. Nur haben davon weder seine... weiterlesen
Grüezi mitenand. Da sind wir also wieder. Sie, ich, Promis. Wir alle sitzen im gleichen Boot. Wir alle müssen gerade im zweiten Lockdown ausharren. Statt Restaurants zu besuchen, essen wir auch mal vor dem Fernsehen. Statt High Heels und VIP-Events.. weiterlesen
Theoretisch verfügt die Schweiz über Pandemie-Erfahrung. Die Behörden agierten während der Spanischen Grippe 1918 ähnlich wie heute. Daraus könnte man lernen. weiterlesen
Julia Giger hat im GZ Roos schon viele Projekte organisiert wie beispielsweise den Lebensbaum. Foto: Ramona Kobe
Sie ist das Gesicht für den Bereich Familien und Kinder im Gemeinschaftszentrum Roos: Julia Giger. Als Integrationsbeauftragte bei der Gemeinde hilft sie zudem Zugezogenen, sich hier zu Hause zu fühlen. Ein Gespräch über Chancengleichheit, Vorurteile und Politik am Esstisch.
Frau Giger, Sie sind im Gemeinschaftszentrum Roos zuständig für den Bereich Familien und Kinder. Worin genau bestehen Ihre Tätigkeiten?
Julia Giger: Das GZ Roos hat die Aufgabe, für die Regensdorfer Bevölkerung ein vielseitiges Angebot an sinnvollen und spannenden Freizeitgestaltungen für Kinder und Erwachsene anzubieten. Meine Aufgabe ist es, die Angebote im Familienbereich zu organisieren, Kursleitende zu rekrutieren, die Angebote zu bewerben. Ich tausche mich auch mit Besucherinnen und Besuchern aus und halte die Ohren offen, um auf dem Laufenden zu sein. So weiss ich, was die Menschen umtreibt, und kann wieder neue, passende Projekte initiieren.
Sie interessieren sich aber nicht nur für die gesellschaftlichen Zusammenhänge...
Das ist richtig. Wichtig sind auch die Zusammenhänge in der Natur. Seit ich 2018 mit dem Imkern begonnen habe, achte ich stärker auf den Lauf der Jahreszeiten. Daraus entstand letztes Jahr die Idee zum Projekt «Lebensturm», welches gut passt zu Regensdorf als Energiestadt. Gross und Klein haben den «Lebensturm» gemeinsam aufgebaut. Die Kinder vom Kids-Treff werden im Frühling und Sommer beobachten können, welche Tiere hier einziehen.
Weshalb sind Angebote und Kurse wie jene vom GZ Roos wichtig?
Das hat viele Gründe. Beispielsweise leisten wir einen Beitrag zur Chancengleichheit und zur gesellschaftlichen Teilhabe aller Bevölkerungsschichten. Ausserdem tragen wir damit zur Kulturvermittlung, zur Bildung und zur Integrationsförderung bei. Es sind Angebote, die es sonst in Regensdorf nicht gäbe und die niederschwellig, also für alle Interessierten, zugänglich sind.
Weiter sind Sie auf der Verwaltung der Gemeinde Regensdorf Projektleiterin Integration. Dort haben Sie eine «Drehscheibenfunktion». Diesen Begriff müssen sie erklären.
In meiner Funktion fördere ich zusammen mit anderen Regensdorfer Institutionen und Vereinen das gute Zusammenleben der einheimischen und der zugewanderten Bevölkerung, und ich vermittle und vernetze zwischen den Angeboten und den Personen. Neu zugezogene Personen lade ich zu einem Gespräch ein und kläre sie umfassend unter anderem über die Angebote in Regensdorf auf, zum Beispiel über Deutschkurse oder Sportvereine. Ich informiere beispielsweise über das Bildungssystem, die Nachtruhe, über den öffentlichen Verkehr und den Führerschein oder über die gut funktionierende Abfallentsorgung. Denn letztlich kann man sich nur dann an Regeln halten, wenn man sie kennt.
Was ist neben Gesprächen sonst noch wichtig für die Integration?
Es braucht etwas Zeit und Offenheit von allen. Die soziale Integration mit einem Verständnis für die Wertehaltung der hiesigen Bevölkerung gelingt über Kontakte, den Austausch, neue Beziehungen. Das Verständnis für Werte und Normen kann man sich nicht anlesen, das kommt nur durchs eigene Erleben.
Wann ist eine Integration gelungen?
Etwas platt gesagt: Wenn sich Zugezogene und Einheimische hier zu Hause und wohl fühlen, ihren Lebensunterhalt selbstständig erwirtschaften und am gesellschaftlichen Zusammenleben und an der Kultur teilhaben.
Die Integrationspolitik ist ein viel diskutiertes Thema. Wie stehen Sie dazu?
Bei der Einführung des Frauenstimmrechts war ich zwei Jahre alt. Es war für mich also schon als Kind normal, dass alle am politischen Leben teilnehmen. Bei mir zu Hause haben wir am Essenstisch viel über politische Fragen diskutiert, aber auch gestritten. Als Jugendliche wollte ich natürlich immer Recht haben und habe meine Rhetorik geschärft, bin inhaltlich aber häufig unterlegen, was mich gewurmt hat. Das alles hat mich motiviert, mich auch sozial zu engagieren, bei Filmtagen mitzuhelfen, aber auch zum Beispiel Zeitungen zu lesen und später keine Abstimmung zu verpassen.
Die Schweizer Integrationspolitik richtet sich am Prinzip «Fördern und Fordern» aus. Mit «Fordern» wird die Selbstverantwortung der Zugewanderten angesprochen. Das «Fördern» umfasst alle Massnahmen, welche die Integration der Migrationsbevölkerung unterstützen. Was halten Sie von diesem Prinzip des Bundes?
Als Integrationsbeauftragte engagiere ich mich genau dafür, diese Vorgaben umzusetzen. Und die Balance zwischen Selbstverantwortung und unterstützenden Massnahmen ist sinnvoll. Denn Integration passiert im Alltag. Als Integrationsbeauftragte versuche ich einerseits die Menschen zu vernetzen mit den vorhandenen Angeboten der Regelstruktur. Hier sind die Zugewanderten gefordert, mitzumachen, und die Gesellschaft ist gefordert, die Zugewanderten darin aufzunehmen. Andererseits organisiere ich spezifische Integrationsförderangebote, da sind die Zugewanderten speziell herausgefordert und müssen zusätzliche Anstrengungen aufbringen.
Auch wenn gewisse Begegnungen nicht immer ganz einfach sind - weshalb haben Sie den besten Beruf der Welt?
Die meisten Begegnungen sind für mich sehr bereichernd und motivierend. Ich habe einen tollen Beruf, bei dem sich die Sinnfrage niemals stellt. Ich begegne vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen, bin teilweise mit ihren ausserordentlichen Lebenssituationen konfrontiert. Das ist erfüllend, ich kann sehr gut damit umgehen, auch wenn nicht immer alles sofort lösbar ist.
Interview: Ramona Kobe
Julia Giger hat im GZ Roos schon viele Projekte organisiert wie beispielsweise den Lebensbaum. Foto: Ramona Kobe
Sie ist das Gesicht für den Bereich Familien und Kinder im Gemeinschaftszentrum Roos: Julia Giger. Als Integrationsbeauftragte bei der Gemeinde hilft sie zudem Zugezogenen, sich hier zu Hause zu fühlen. Ein Gespräch über Chancengleichheit, Vorurteile und Politik am Esstisch.
Frau Giger, Sie sind im Gemeinschaftszentrum Roos zuständig für den Bereich Familien und Kinder. Worin genau bestehen Ihre Tätigkeiten?
Julia Giger: Das GZ Roos hat die Aufgabe, für die Regensdorfer Bevölkerung ein vielseitiges Angebot an sinnvollen und spannenden Freizeitgestaltungen für Kinder und Erwachsene anzubieten. Meine Aufgabe ist es, die Angebote im Familienbereich zu organisieren, Kursleitende zu rekrutieren, die Angebote zu bewerben. Ich tausche mich auch mit Besucherinnen und Besuchern aus und halte die Ohren offen, um auf dem Laufenden zu sein. So weiss ich, was die Menschen umtreibt, und kann wieder neue, passende Projekte initiieren.
Sie interessieren sich aber nicht nur für die gesellschaftlichen Zusammenhänge...
Das ist richtig. Wichtig sind auch die Zusammenhänge in der Natur. Seit ich 2018 mit dem Imkern begonnen habe, achte ich stärker auf den Lauf der Jahreszeiten. Daraus entstand letztes Jahr die Idee zum Projekt «Lebensturm», welches gut passt zu Regensdorf als Energiestadt. Gross und Klein haben den «Lebensturm» gemeinsam aufgebaut. Die Kinder vom Kids-Treff werden im Frühling und Sommer beobachten können, welche Tiere hier einziehen.
Weshalb sind Angebote und Kurse wie jene vom GZ Roos wichtig?
Das hat viele Gründe. Beispielsweise leisten wir einen Beitrag zur Chancengleichheit und zur gesellschaftlichen Teilhabe aller Bevölkerungsschichten. Ausserdem tragen wir damit zur Kulturvermittlung, zur Bildung und zur Integrationsförderung bei. Es sind Angebote, die es sonst in Regensdorf nicht gäbe und die niederschwellig, also für alle Interessierten, zugänglich sind.
Weiter sind Sie auf der Verwaltung der Gemeinde Regensdorf Projektleiterin Integration. Dort haben Sie eine «Drehscheibenfunktion». Diesen Begriff müssen sie erklären.
In meiner Funktion fördere ich zusammen mit anderen Regensdorfer Institutionen und Vereinen das gute Zusammenleben der einheimischen und der zugewanderten Bevölkerung, und ich vermittle und vernetze zwischen den Angeboten und den Personen. Neu zugezogene Personen lade ich zu einem Gespräch ein und kläre sie umfassend unter anderem über die Angebote in Regensdorf auf, zum Beispiel über Deutschkurse oder Sportvereine. Ich informiere beispielsweise über das Bildungssystem, die Nachtruhe, über den öffentlichen Verkehr und den Führerschein oder über die gut funktionierende Abfallentsorgung. Denn letztlich kann man sich nur dann an Regeln halten, wenn man sie kennt.
Was ist neben Gesprächen sonst noch wichtig für die Integration?
Es braucht etwas Zeit und Offenheit von allen. Die soziale Integration mit einem Verständnis für die Wertehaltung der hiesigen Bevölkerung gelingt über Kontakte, den Austausch, neue Beziehungen. Das Verständnis für Werte und Normen kann man sich nicht anlesen, das kommt nur durchs eigene Erleben.
Wann ist eine Integration gelungen?
Etwas platt gesagt: Wenn sich Zugezogene und Einheimische hier zu Hause und wohl fühlen, ihren Lebensunterhalt selbstständig erwirtschaften und am gesellschaftlichen Zusammenleben und an der Kultur teilhaben.
Die Integrationspolitik ist ein viel diskutiertes Thema. Wie stehen Sie dazu?
Bei der Einführung des Frauenstimmrechts war ich zwei Jahre alt. Es war für mich also schon als Kind normal, dass alle am politischen Leben teilnehmen. Bei mir zu Hause haben wir am Essenstisch viel über politische Fragen diskutiert, aber auch gestritten. Als Jugendliche wollte ich natürlich immer Recht haben und habe meine Rhetorik geschärft, bin inhaltlich aber häufig unterlegen, was mich gewurmt hat. Das alles hat mich motiviert, mich auch sozial zu engagieren, bei Filmtagen mitzuhelfen, aber auch zum Beispiel Zeitungen zu lesen und später keine Abstimmung zu verpassen.
Die Schweizer Integrationspolitik richtet sich am Prinzip «Fördern und Fordern» aus. Mit «Fordern» wird die Selbstverantwortung der Zugewanderten angesprochen. Das «Fördern» umfasst alle Massnahmen, welche die Integration der Migrationsbevölkerung unterstützen. Was halten Sie von diesem Prinzip des Bundes?
Als Integrationsbeauftragte engagiere ich mich genau dafür, diese Vorgaben umzusetzen. Und die Balance zwischen Selbstverantwortung und unterstützenden Massnahmen ist sinnvoll. Denn Integration passiert im Alltag. Als Integrationsbeauftragte versuche ich einerseits die Menschen zu vernetzen mit den vorhandenen Angeboten der Regelstruktur. Hier sind die Zugewanderten gefordert, mitzumachen, und die Gesellschaft ist gefordert, die Zugewanderten darin aufzunehmen. Andererseits organisiere ich spezifische Integrationsförderangebote, da sind die Zugewanderten speziell herausgefordert und müssen zusätzliche Anstrengungen aufbringen.
Auch wenn gewisse Begegnungen nicht immer ganz einfach sind - weshalb haben Sie den besten Beruf der Welt?
Die meisten Begegnungen sind für mich sehr bereichernd und motivierend. Ich habe einen tollen Beruf, bei dem sich die Sinnfrage niemals stellt. Ich begegne vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen, bin teilweise mit ihren ausserordentlichen Lebenssituationen konfrontiert. Das ist erfüllend, ich kann sehr gut damit umgehen, auch wenn nicht immer alles sofort lösbar ist.
Interview: Ramona Kobe
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