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Mittwoch, 21. April 2021
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TV: «Jagd auf Roter Oktober» Die Welt befindet sich noch in den Zeiten des Kalten Krieges, als der russische Kapitän Ramius (Sean Connery) beschliesst, sich mit seinem Atom-U-Boot «Rote Oktober» in die USA abzusetzen. Nur haben davon weder seine... weiterlesen
Grüezi mitenand. Da sind wir also wieder. Sie, ich, Promis. Wir alle sitzen im gleichen Boot. Wir alle müssen gerade im zweiten Lockdown ausharren. Statt Restaurants zu besuchen, essen wir auch mal vor dem Fernsehen. Statt High Heels und VIP-Events.. weiterlesen
Theoretisch verfügt die Schweiz über Pandemie-Erfahrung. Die Behörden agierten während der Spanischen Grippe 1918 ähnlich wie heute. Daraus könnte man lernen. weiterlesen
Die beiden Autoren Anika Kerstan (links) und Philipp Zwyssig vor einem der alten Schulhäuser in Buchs. Foto: Ramona Kobe
Anika Kerstan und Philipp Zwyssig stellen die Kunstdenkmäler des Bezirks Dielsdorf im Rahmen eines Projekts der Universität Zürich neu vor. Das Buch soll im Herbst 2023 erscheinen. Die Redaktion hat die beiden Autoren auf ihrem Rundgang durch die Gemeinde Buchs begleitet.
Buchs. Ausgerüstet mit Kameras, Büchern und Ortsplänen aus verschiedenen Jahren schlendern Anika Kerstan und Philipp Zwyssig durch Buchs. Manch ein Anwohner wundert sich, was die beiden tun. «Wir sind von der Universität Zürich und arbeiten an einem Buchprojekt, in welchem wir die Kunstdenkmäler des Bezirks Dielsdorf vorstellen», erklärt die Kunsthistorikerin den Gwundrigen.
Die beiden besuchen alle 22 Gemeinden in vier Jahren, um einen Einblick zu erhalten. Jede Gemeinde erhält ein eigenes Kapitel, in alphabetischer Reihenfolge. «Der Bezirk Dielsdorf wurde erstmals 1943 im Rahmen eines Kunstdenkmälerbands publiziert, zusammen mit fünf anderen Bezirken», erzählt Anika Kerstan und zieht ein altes, schon fast auseinanderfallendes Buch aus ihrem Rucksack. Für die Beschreibungen der einzelnen Gemeinden und ihres Baubestandes hätten entsprechend nur wenige Buchseiten zur Verfügung gestanden. «Deshalb lag der Fokus früher vor allem auf kirchlichen und herrschaftlich-repräsentativen Bauten.» Heute hingegen gelte das wissenschaftliche Interesse einem weit breiteren Spektrum, wie Historiker Philipp Zwyssig erklärt. «Als architektur- und kulturhistorisch bedeutsam können etwa auch Bauernhäuser, Gewerbe-, Industrie- und Verkehrsbauten gelten.»
Im neuen Buch möchten die Autoren nebst spannenden Bauten auch Ortsbild und Siedlungsgeschichte beschreiben. Und auch die Häuser sollen nicht einfach benannt, sondern in die Geschichte eingeordnet werden. «Wir schauen auf Funktion, Charakter sowie die architektonische Qualität eines Gebäudes», sagt Kerstan. Bei Bauernhäusern sei beispielsweise interessant, ob Wohn- und Ökonomieteil noch sichtbar seien. Bei einem solchen «typischen Vertreter» an der Bahnhofstrasse bleiben sie stehen. «Auffallend sind die beiden Fensterreihen links und rechts neben der Tür. In der Regel befinden sich hinter solchen Fronten Stuben», erklärt Zwyssig. «Ich würde gerne reingehen, um nachzuschauen.» Grundsätzlich beschreiben sie die Häuser von aussen, in seltenen Fällen gehen sie rein. Dann schreiben sie den Eigentümern einen Brief. Viele seien aufgeschlossen - «Wer in einem alten Gebäude wohnt, hat meist auch ein Interesse dafür», so der Historiker.
Zurück an der Universität beginnt die Recherche. Dazu dient nebst dem Staats-, Gemeinde- und Kirchenarchiv auch das kommunale Inventar. Bereits publizierte Ortsgeschichten können ebenfalls helfen bei der Beschaffung von Informationen. «Wir erfinden das Rad zwar nicht neu, dennoch müsse man bei den Recherchearbeiten kreativ sein», sagt Zwyssig. Und seine Kollegin ergänzt, dass es sich bei Gebäuden ab dem 19. Jahrhundert lohne, bei den Unterlagen der Gebäudeversicherung nachzuschauen. «Umbau, Anbau, Eigentümerwechsel - alles ist dokumentiert.» Weiter seien auch Gemeindeschreiber eine gute Anlaufstelle, «weil sie oft viele Jahr im Amt sind und ihre Gemeinde sehr gut kennen». Drei Monate dauert die Bearbeitung einer Gemeinde im Durchschnitt. «Aber das ist schwierig einzuschätzen», gibt Kerstan zu bedenken. So hätten sie für Dällikon, Dänikon und Hüttikon nur je vier Wochen benötigt, für Otelfingen, das sie nebst Boppelsen, Steinmaur und Schöfflisdorf noch nicht angeschaut haben, rechnen sie hingegen mit bis zu einem halben Jahr. «Die Gemeinde Otelfingen hat einen reichen Baubestand», erklärt die Kunsthistorikerin. «Die Baugeschichte gibt viel her.»
Aber auch über Buchs gibt es so einiges zu erzählen, wie die beiden bei ihrem Rundgang feststellen. Auffallend seien die Schulhäuser: Das älteste stammt aus dem Jahr 1810, ein zweites wurde 1872 gebaut. Beide Gebäude befinden sich in der Nähe der Kirche. Das ist für Zwyssig nichts als logisch. «Das macht Sinn, denn die Schule war bis etwa 1830 Sache der Kirche.» Spannend sei wiederum, dass sich das dritte Schulhaus, das 1912 gebaut wurde, in einem anderen Ortsteil befindet. Viele Gemeinden hätten in den vergangenen Jahrzehnten eine enorme bauliche Entwicklung erfahren und ihr Gesicht stark gewandelt; historische Bauten würden zusehend aus zahlreichen Siedlungsbildern verschwinden. Kirchen zählen nicht dazu. Jene in Buchs sei leicht erhöht an einem «schönen Plätzchen», wie dem Historiker auffällt. «Der Chorturm ist älter als das Kirchenschiff.» Darin seien Reste aus dem Mittelalter zu finden. Ansonsten sei der Innenraum des Schiffs eher schlicht gehalten. Nebst dem Äusseren würden bei Kirchen auch die Ausstattung beschrieben, erzählt Kerstan.
Auch in den neuen Bänden werden den Kirchen längere Texte gewidmet - sogenannte Monographien. Weil sich das Nachschlagewerk und Lesebuch nicht nur an Fachleute, sondern ebenso an ein breites kunst- und kulturinteressiertes Publikum richtet, werden die Texte einfach gehalten. «Wir möchten dem Leser eine Art Geschichte erzählen», so die Kunsthistorikerin. Sie teilt sich ihre Arbeit mit Teamleiterin Regula Crottet, einer weiteren Kunsthistorikerin. «Ansonsten würden wir das Projekt nicht in vier Jahren schaffen.» Auch zu dritt sei die Zeit eher knapp. Das Manuskript muss spätestens in einem Jahr fertig sein, das Buch, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK), soll dann im Herbst 2023 erscheinen.
Ramona Kobe
Die beiden Autoren Anika Kerstan (links) und Philipp Zwyssig vor einem der alten Schulhäuser in Buchs. Foto: Ramona Kobe
Anika Kerstan und Philipp Zwyssig stellen die Kunstdenkmäler des Bezirks Dielsdorf im Rahmen eines Projekts der Universität Zürich neu vor. Das Buch soll im Herbst 2023 erscheinen. Die Redaktion hat die beiden Autoren auf ihrem Rundgang durch die Gemeinde Buchs begleitet.
Buchs. Ausgerüstet mit Kameras, Büchern und Ortsplänen aus verschiedenen Jahren schlendern Anika Kerstan und Philipp Zwyssig durch Buchs. Manch ein Anwohner wundert sich, was die beiden tun. «Wir sind von der Universität Zürich und arbeiten an einem Buchprojekt, in welchem wir die Kunstdenkmäler des Bezirks Dielsdorf vorstellen», erklärt die Kunsthistorikerin den Gwundrigen.
Die beiden besuchen alle 22 Gemeinden in vier Jahren, um einen Einblick zu erhalten. Jede Gemeinde erhält ein eigenes Kapitel, in alphabetischer Reihenfolge. «Der Bezirk Dielsdorf wurde erstmals 1943 im Rahmen eines Kunstdenkmälerbands publiziert, zusammen mit fünf anderen Bezirken», erzählt Anika Kerstan und zieht ein altes, schon fast auseinanderfallendes Buch aus ihrem Rucksack. Für die Beschreibungen der einzelnen Gemeinden und ihres Baubestandes hätten entsprechend nur wenige Buchseiten zur Verfügung gestanden. «Deshalb lag der Fokus früher vor allem auf kirchlichen und herrschaftlich-repräsentativen Bauten.» Heute hingegen gelte das wissenschaftliche Interesse einem weit breiteren Spektrum, wie Historiker Philipp Zwyssig erklärt. «Als architektur- und kulturhistorisch bedeutsam können etwa auch Bauernhäuser, Gewerbe-, Industrie- und Verkehrsbauten gelten.»
Im neuen Buch möchten die Autoren nebst spannenden Bauten auch Ortsbild und Siedlungsgeschichte beschreiben. Und auch die Häuser sollen nicht einfach benannt, sondern in die Geschichte eingeordnet werden. «Wir schauen auf Funktion, Charakter sowie die architektonische Qualität eines Gebäudes», sagt Kerstan. Bei Bauernhäusern sei beispielsweise interessant, ob Wohn- und Ökonomieteil noch sichtbar seien. Bei einem solchen «typischen Vertreter» an der Bahnhofstrasse bleiben sie stehen. «Auffallend sind die beiden Fensterreihen links und rechts neben der Tür. In der Regel befinden sich hinter solchen Fronten Stuben», erklärt Zwyssig. «Ich würde gerne reingehen, um nachzuschauen.» Grundsätzlich beschreiben sie die Häuser von aussen, in seltenen Fällen gehen sie rein. Dann schreiben sie den Eigentümern einen Brief. Viele seien aufgeschlossen - «Wer in einem alten Gebäude wohnt, hat meist auch ein Interesse dafür», so der Historiker.
Zurück an der Universität beginnt die Recherche. Dazu dient nebst dem Staats-, Gemeinde- und Kirchenarchiv auch das kommunale Inventar. Bereits publizierte Ortsgeschichten können ebenfalls helfen bei der Beschaffung von Informationen. «Wir erfinden das Rad zwar nicht neu, dennoch müsse man bei den Recherchearbeiten kreativ sein», sagt Zwyssig. Und seine Kollegin ergänzt, dass es sich bei Gebäuden ab dem 19. Jahrhundert lohne, bei den Unterlagen der Gebäudeversicherung nachzuschauen. «Umbau, Anbau, Eigentümerwechsel - alles ist dokumentiert.» Weiter seien auch Gemeindeschreiber eine gute Anlaufstelle, «weil sie oft viele Jahr im Amt sind und ihre Gemeinde sehr gut kennen». Drei Monate dauert die Bearbeitung einer Gemeinde im Durchschnitt. «Aber das ist schwierig einzuschätzen», gibt Kerstan zu bedenken. So hätten sie für Dällikon, Dänikon und Hüttikon nur je vier Wochen benötigt, für Otelfingen, das sie nebst Boppelsen, Steinmaur und Schöfflisdorf noch nicht angeschaut haben, rechnen sie hingegen mit bis zu einem halben Jahr. «Die Gemeinde Otelfingen hat einen reichen Baubestand», erklärt die Kunsthistorikerin. «Die Baugeschichte gibt viel her.»
Aber auch über Buchs gibt es so einiges zu erzählen, wie die beiden bei ihrem Rundgang feststellen. Auffallend seien die Schulhäuser: Das älteste stammt aus dem Jahr 1810, ein zweites wurde 1872 gebaut. Beide Gebäude befinden sich in der Nähe der Kirche. Das ist für Zwyssig nichts als logisch. «Das macht Sinn, denn die Schule war bis etwa 1830 Sache der Kirche.» Spannend sei wiederum, dass sich das dritte Schulhaus, das 1912 gebaut wurde, in einem anderen Ortsteil befindet. Viele Gemeinden hätten in den vergangenen Jahrzehnten eine enorme bauliche Entwicklung erfahren und ihr Gesicht stark gewandelt; historische Bauten würden zusehend aus zahlreichen Siedlungsbildern verschwinden. Kirchen zählen nicht dazu. Jene in Buchs sei leicht erhöht an einem «schönen Plätzchen», wie dem Historiker auffällt. «Der Chorturm ist älter als das Kirchenschiff.» Darin seien Reste aus dem Mittelalter zu finden. Ansonsten sei der Innenraum des Schiffs eher schlicht gehalten. Nebst dem Äusseren würden bei Kirchen auch die Ausstattung beschrieben, erzählt Kerstan.
Auch in den neuen Bänden werden den Kirchen längere Texte gewidmet - sogenannte Monographien. Weil sich das Nachschlagewerk und Lesebuch nicht nur an Fachleute, sondern ebenso an ein breites kunst- und kulturinteressiertes Publikum richtet, werden die Texte einfach gehalten. «Wir möchten dem Leser eine Art Geschichte erzählen», so die Kunsthistorikerin. Sie teilt sich ihre Arbeit mit Teamleiterin Regula Crottet, einer weiteren Kunsthistorikerin. «Ansonsten würden wir das Projekt nicht in vier Jahren schaffen.» Auch zu dritt sei die Zeit eher knapp. Das Manuskript muss spätestens in einem Jahr fertig sein, das Buch, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK), soll dann im Herbst 2023 erscheinen.
Ramona Kobe
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